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Jugendliche und Cannabis Kiffen – Zwischen Rausch und Risiko

Schweizer Jugendliche sind Europameister im Kiffen. Teenager geben Einblick in ihre Welt, die Erwachsenen sonst weitgehend verborgen bleibt.

Cannabis ist die meist konsumierte illegale Substanz in der Schweiz. Minderjährige beziehen den Stoff über Freunde, auf der Gasse oder bestellen ihn via Smartphone.

«Es war für uns einfacher an Gras als an Alkohol zu kommen, als wir minderjährig waren», bezeugt Martin (22). Und so ist es für die meisten Jugendlichen. Gras kriegen sie immer und überall. Manche konsumieren bereits in frühem Alter, mit 13 oder 14 Jahren, andere beginnen mit 15 oder 16.

Jungen greifen eher zum Joint als Mädchen. Doch exakte Konsumstatistiken existieren nicht. Selbst Fachleute vermuten, dass die in den Befragungen ermittelten Zahlen zu tief sind.

Was sagt die Statistik über den Cannabiskonsum?

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Der Konsum illegaler Drogen wird in Befragungen möglicherweise unterschätzt. Diese knappe Bemerkungg formuliert Sucht Schweiz in einer Fussnote. Sie deutet an: die offiziellen Zahlen des Cannabis-Konsums Jugendlicher liegen möglicherweise um einiges höher, als dies Umfragen jeweils nahelegen.

Aktuelle Zahlen von Sucht Schweiz besagen, 27,2% aller männlichen und 17,3% aller weiblichen 15-Jährigen in der Schweiz haben bereits mindestens einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert.

13,7% aller männlichen Jugendlichen und 8,7% aller weiblichen Jugendlichen dieser Altersgruppe haben im vergangenen Monat Cannabis konsumiert. Klar ist, der Cannabiskonsum ist unter Männern und jungen Personen deutlich stärker verbreitet.

In den letzten zehn Jahren hat der Anteil der Personen, die im letzten Jahr Cannabis konsumiert haben, eher zugenommen. Der Anteil der Personen, die nach eigenen Angaben im letzten Monat Cannabis konsumiert haben, ist dagegen laut Suchtmonitorin Schweiz etwa gleichgeblieben.

Insgesamt bleibt deutlich, Schweizer Jugendliche belegen im internationalen Vergleich seit Jahren einen Spitzenplatz beim Cannabis-Konsum.

Im Vergleich zu Alkohol- oder Tabakkonsum liegt der Konsum von Cannabis bei Jugendlichen allerdings zurück:

Schülerbefragung HBSC 2018

Cannabis: Konsum mind. an 3 Tagen in den letzten 30 Tagen

Befragt wurden 15-jährige Jugendliche:

  • Jungen 8 %,
  • Mädchen: 4 %

Alkohol: Rauschtrinken mind. 1x in den letzten 30 Tagen

  • Jungen: 27 %,
  • Mädchen 24 %

Tabak: Konsum Zigaretten mind. 1x pro Woche

  • Jungen: 10%,
  • Mädchen 8 %

Kiffen – ein Jugendphänomen

Die meisten Jugendlichen haben den Konsum im Griff. Sie konsumieren experimentell oder gelegentlich, meist im Freundeskreis. Egal, ob sie in der Stadt oder auf dem Land aufwachsen. Cannabis ist in erster Linie ein Jugendphänomen, kein Jugendproblem.

Teenager wollen ihr Bewusstsein erweitern, in ihre eigene Welt abtauchen, sich vergnügen im Freundeskreis. In der Regel wissen sie einigermassen Bescheid über die Risiken des Konsums. Dass mögliche negative Folgen auch sie treffen könnten, blenden sie jedoch aus.

Neue Gefahr: Mischkonsum

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Mitte August 2020 werden in einem Zürcher Vorort ein 15-jähriger Junge und ein gleichaltriges Mädchen tot in einer Wohnung aufgefunden. Todesursache: Atemlähmung nach Mischvergiftung mit Morphin und Alprazolam - wahrscheinlich die Kombination eines Schmerzmittels für Krebspatienten und einem Benzodiazepin wie im Beruhigungsmittel Xanax.

Rezeptpflichtige Medikamente wie das Beruhigungsmittel Xanax oder das ADHS-Medikament Ritalin, gemischt mit Alkohol und Cannabis: Immer mehr Jugendliche konsumieren solche Cocktails.

Aber auch synthetisches Cannabis ist vermehrt im Umlauf. Synthetische Cannabinoide auf Hanf sind hochgefährlich und können nur im Labor nachgewiesen werden. Mit blossem Auge sind sie nicht von gewöhnlichem Hanf zu unterscheiden.

Die Drogenbeschaffung hingegen ist ein Kinderspiel: Über Social Media ist jede Substanz zum Zudröhnen per Klick zu haben.

Noch gibt es keine verlässlichen Daten und Zahlen darüber, wie verbreitet Mischkonsum und neue psychoaktive Substanzen in der Schweiz tatsächlich sind. Das soll sich nun ändern. Wissenschaft und Forschung haben begonnen, diesen gefährlichen Drogentrend zu untersuchen, der von der Öffentlichkeit und der Politik bislang kaum wahrgenommen wird.

Mehr zum Thema Mischkonsum in der Sendung Einstein

Von Depersonalisierung ...

«Klar», meint Gymnasiast Till (17), «kiffen tut nicht gut, vor allem wenn du psychisch labil bist. Das weiss man eigentlich auch. Aber in dem Moment denkt man sich, es wird schon gut gehen.»

Auch Till wollte es erst nicht wahrhaben, dass er anders auf Cannabis reagiert als seine Kollegen. Erst als die psychischen Reaktionen immer bedrohlicher wurden, musste er dies einsehen.

Till erlebte sogenannte Depersonalisierungserscheinungen. In psychiatrischer Behandlung musste er einsehen, dass er mit Kiffen aufhören musste. Seither raucht er nur noch CBD, das heisst Gras ohne rauschauslösende Substanzen. Mit verstörenden Reaktionen muss er nicht mehr leben.

... über Psychose ...

Martin, heute 22 Jahre alt, hat es hart getroffen. Zum Glück, so sagt er heute, hatte er seine Ausbildung zum Polymechaniker und die Berufsmittelschule bereits abgeschlossen, als Cannabis plötzlich zur Bedrohung wurde. Dass er eine Veranlagung zur Psychose aufwies, wusste er nicht. Sein exzessiver Konsum löste plötzlich Wahnvorstellungen und Verfolgungswahn aus.

Martin musste sich in stationäre psychiatrische Pflege begeben. Heute lebt er mit Medikamenten und hofft, dass er diese irgendwann einmal absetzen kann. Warum er sich in die Drogen geflüchtet hat? Wie viele andere Jugendliche auch, so sagt er, habe er versucht, seine Emotionen wegzurauchen. Die Sorge um die Zukunft unseres Planeten habe ihn zu sehr umgetrieben.

... bis zu «null Bock»

Weitaus verbreiteter als psychotische Reaktionen sind Amotivationssymptome. Null Bock auf gar nichts. Intensives Kiffen kann diese Haltung zur Gewohnheit werden lassen. Sven zum Beispiel hat so lange und intensiv gekifft, bis er aus allen Strukturen herausgefallen ist, bis nur noch der Konsum seinen Alltag bestimmt hat. Der Rausch hat die Risiken in den Hintergrund gedrängt

Nach einer intensiven Therapie ist er heute auf gutem Weg. Bald beginnt er eine Berufslehre und sieht zuversichtlich in eine Zukunft ohne Drogen.

Allen dreien ist gemeinsam, sie würden Jugendlichen vom Konsum abraten. In der Hoffnung, andere Teenager vor schlimmen Erfahrungen bewahren zu können, sind sie mit ihren Geschichten an die Öffentlichkeit gelangt. Gerade auch weil ihnen noch sehr präsent ist, wie beratungsresistent Jugendliche oft sind.

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