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«Ich bin Michael Elsener. Ich komme aus der Schweiz.»
Aus DOK vom 15.04.2018.
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Schweizer Comedy Michael Elsener will Deutschland erobern

Schweizer Spassmacher haben es nicht leicht in Deutschland. Kabarettist Michael Elsener will es trotzdem schaffen und geht auf Ochsentour in den Norden.

Der Zuger Komiker Michael Elsener wusste früh, dass er auf die Bühne will. Bereits mit 20 Jahren stellte er sein erstes abendfüllendes Solo-Programm zusammen und tourte damit ab 2006 mit beachtlichem Erfolg durch die Schweiz.

Inzwischen kann der 32-Jährige in seiner Heimat auf eine zwölfjährige Karriere als Kabarettist zurückblicken und, wie er sagt, gut davon leben.

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Michael Elsener parodiert Bundesrat Johann Schneider-Ammann
Aus DOK vom 15.04.2018.
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«Als Comedian kann man in der Schweiz wirklich gut leben. In Deutschland ist es um Einiges schwieriger. Das merke ich selber auch, denn wenn die Leute mich in der Schweiz schauen kommen, bezahlen sie 50 Franken – in Deutschland, 20 oder 16 Euro.»

Nichts desto trotz will der Kabarettist, der jugendlichen Charme versprüht, nun Deutschland erobern. Als Spass-Gastarbeiter will er die Deutschen zum Lachen bringen. Ein schwieriges Unterfangen, denn die Comedykonkurrenz ist in Deutschland riesig. Elsener ist sich durchaus bewusst, dass es kein Spaziergang wird.

Warum nimmt Elsener diese Ochsentour durch deutsche Comedy-Clubs dennoch auf sich?

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Michael Elsener als Roger Federer in Berlin
Aus DOK vom 15.04.2018.
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«In der Schweiz lief mir der Start in der Comedyszene unwahrscheinlich gut. In Deutschland ist es nochmal eine Herausforderung und ein Abenteuer und zwar wirklich die ganze Zeit. Das finde ich faszinierend und hält mich wach. Es ist enorm viel härter in Deutschland. Ich spüre immer mal wieder einen kleinen Schub, es geht aufwärts. Für einen Durchbruch braucht es viel Zeit, Geduld und schlussendlich auch Glück. Es wäre super, wenn ich dereinst von meinen Auftritten in Deutschland leben könnte.»

Grock – Star der 20er Jahre

Wie hart es für Schweizer Spassmacher in Deutschland ist, zeigt die Tatsache, dass in den letzten hundert Jahren nur wenige durchschlagenden und langanhaltenden Erfolg hatten.

Einer von ihnen war Grock. Der sprechende Clown, der in ärmsten Verhältnissen im Berner Jura aufgewachsen war, füllte in den 1920er Jahren das 2000 Plätze fassende Berliner Variété-Theater Scala über Wochen und Monate en suite.

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Grock – König der Clowns
Aus DOK vom 15.04.2018.
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Grock war der bestbezahlte Bühnenkünstler seiner Zeit. Bereits in den 1910er Jahren hatte er sich via Paris und London zum gefeierten Star der Music-Halls hochgearbeitet. Mit seinem Vermögen baute er im italienischen Imperia nach eigenen Plänen eine riesige Villa mit Park. Nach seinem Tod 1959 stand die Villa jahrzentelang leer und vergammelte. Inzwischen ist sie im Besitz der Provinz Imperia und beherbergt das «Museo del Clown».

Über die Jahre gab es immer wieder Schweizer Komiker, die versucht haben, in Deutschland Fuss zu fassen. 1988 kam Walter Roderers Komödie «Ein Schweizer namens Nötzli» in die deutschen Kinos.

Bereits weit auf der Erfolgsleiter in Deutschland steht die Slam-Poetin Hazel Brugger. Mit ein Grund dafür dürfte die Tatsache sein, dass Hazel halb Deutsche ist. Brugger kam 1993 in San Diego als Tochter einer Deutschen und eines Schweizers zur Welt.

Vor allem ihre regelmässigen Auftritte im deutschen Fernsehen steigerten Bruggers Bekanntheit und somit auch ihren Marktwert beträchtlich. Brugger wohnt in Köln und gehört seit 2016 zum Team der ZDF «heute-show». Auch in der ZDF-Satiresendung «Die Anstalt» hat sie bereits mitgewirkt.

Eine ähnliche Erfahrung mit der Breitenwirkung des Fernsehens machte in den 1990er Jahren Marco Rima. Der Zuger Komiker gehörte zwischen 1996 und 1999 zum Kernteam der erfolgreichen Sketchshow «Die Wochenshow». Das Comedy-Format lief auf Sat1 und brachte es zwischen 1996 und 2002 auf insgesamt 228 Folgen.

Emil erreichte in Deutschland Kultstatus

Am meisten Erfolg hatte Emil Steinberger. Der Eidgenosse erspielte sich in den 1970er Jahren auch in Deutschland Kultstatus. Wie schätzt Emil Steinberger Michaels Erfolgschancen für Deutschland ein?

«Ich kann mir vorstellen, dass seine Mischung aus Parodie, Politik, Schweiz und Deutschland gut ankommen wird. Ich sehe ihn eher als Kabarettisten mit vielen Facetten. Er bringt auch politische Gedanken ein. Wenn er da den richtigen Weg findet in Deutschland, vor allem wenns ums Politische geht, kann er durchaus Erfolg haben.»

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Emil Steinberger war in den 70ern Kult in Deutschland
Aus DOK vom 15.04.2018.
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Ein Markenzeichen von Michael Elsener sind seine Sprach- und Stimmparodien. Zu seinen Paraderollen auf der Bühne, im Radio und Fernsehen gehören beispielsweise Bundesrat Johann Schneider Ammann oder Roger Federer. In Deutschland verzichtet er bislang bewusst auf derartige Parodien, weil er sich dort zuerst einen Namen als Stand-up-Comedian machen will. Die Eigendefinition seiner Komik lautet so:

Ich versuche, smarte Comedy zu machen.
Autor: Michael Elsener

«Man versteht meine Komik gut, wenn man die Zeitung gelesen hat und informiert ist. Wenn man am Zeitgeschehen interessiert ist, dann begreift man sie. Ich versuche, smarte Comedy zu machen.»

Ob seine smarte Comedy in Deutschland von einem breiten Publikum akzeptiert und goutiert wird, ist offen. Elsener steht im deutschsprachigen Ausland am Anfang, und er ist sich durchaus bewusst, dass es bis an die Spitze ein langer, harter Weg sein könnte. Dieser Weg führt in vorerst durch Kneippen, Clubs und kleine Theater, wo er einer von vielen Komikern ist.

«In Deutschland nimmt man die Konkurrenz extrem wahr. Wenn ein Theaterbesitzer findet, Michi ich engagiere dich, dann musst du innert ein, zwei Tagen Bescheid geben. Denn der Besitzer weiss, hinten hat’s noch hundert andere, die auch auftreten wollen.»

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Export Schweizer Komik
Aus Reporter vom 15.04.2018.
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