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Peach Weber wird 70 Ernste Seiten eines «glatten Cheibs»

Auf den ersten Blick ein einfaches Gemüt: Peach Weber macht Gags für die ganze Familie, aber sicher nicht fürs Feuilleton. Doch hinter dem selbst ernannten «glatte Cheib» steckt ein politischer Kopf und feinsinniger Denker.

Da ist die Sache mit dem Tod. Sie begegnete ihm schon als Bub in der Kirche. Der kleine Peter Weber, zum Beichten ins Gotteshaus gekommen, wird Zeuge einer Selbsttötung. Ein Pfarrhelfer erschiesst sich vor dem Altar; er hatte Streit mit seinem Vorgesetzten.

Danach brach Peach Weber mit der Kirche: «Wenn ihr so miteinander umgeht, müsst ihr mir nicht sagen, was ich besser machen soll im Leben.» Den Friedhof besucht er zwar jede Woche, nicht zuletzt, um seiner Eltern zu gedenken. Sein Gedanken aber seien zu frei für die Kirche.

Weber begrüsst ausdrücklich die Sterbehilfe, die er als «Notwehr gegen die moderne Medizin» sieht. Niemand müsse jemandem vorschreiben, wann Schluss sei: «Jeder Mensch weiss selbst, wann sein Leben nicht mehr lebenswert ist.»  

Politisches Engagement

Als junger Lehrer kandidierte Weber für das Parlament der Aargauer Gemeinde Wohlen – als Parteiloser, als einziger Kandidat für die Partei «Euse Maa». Er erhielt derart viele Stimmen, dass die Partei sogleich mehrere Sitze eroberte. Aus dem Alleingang wurde dadurch die politische Bewegung «Eusi Lüt».

Peach Weber setzte sich gegen den Abriss von «schönen alten Häusern» ein und für Umweltanliegen. Aber: «Ich habe nie gegen AKWs demonstriert, und das ist etwas vom wenigen, was ich im Nachhinein bereue.» Er sei den Leuten dankbar, die sich damals gegen das AKW Kaiseraugst gewehrt und sich dafür Tränengas ausgesetzt hätten. 

«Schlechter Ehemann, guter Ex»

Und da ist die Familie: Peach Weber war mit Wettermoderatorin Jeanette Eggenschwiler verheiratet. Doch die Beziehung scheiterte: «Ich bin ein schlechter Ehemann, aber ein guter Ex», bemerkt Peach Weber dazu lakonisch.

Die gemeinsame Tochter Nina steht ihrem Vater aber sehr nahe. «Als sie auf die Welt kam, habe ich an den Wochenenden praktisch keine Auftritte mehr gemacht. Das war die beste Entscheidung meines Lebens.» Denn wenn man die Momente eines aufwachsenden Kindes verpasse, könne man das nie mehr aufwiegen.

Seinen subtilen, teils trockenen Humor mag ich sehr.
Autor: Nina Weber Tochter von Peach Weber

Nina hat inzwischen ihr Studium abgeschlossen. «Meine Eltern haben die Trennung super gemanagt, für mich war es normal, so aufzuwachsen. Es war so der Patchwork-Family-Groove», sagt Nina heute.

Auch die Arbeit des Vaters ist kein Streitpunkt: «Seinen subtilen, teils trockenen Humor, den mag ich sehr», sagt die Tochter – was den Vater freut.  

Die wichtigsten Werte

Peach Weber ist einer der bekanntesten Unterhaltungskünstler der Schweiz.  Schon als Lehrer widmete er sich nebst Schule und Politik auch dem Entertainment – als Schlagzeuger einer Rock-Band.

Sein Vater, Architekt und Liebhaber exotischer Vögel, und seine Mutter haben ihm laut eigenen Aussagen den wichtigsten Wert des Lebens mitgegeben: Urvertrauen. «S chunnt scho gut» sei der Spruch gewesen, den ihn seit seiner Kindheit am meisten geprägt habe. 

Die Eltern von Peach Weber
Legende: Seine Eltern gaben Peach Weber ein unerschütterliches Urvertrauen mit auf den Weg Privat

Er, der sich als gänzlich unmusikalisch bezeichnet, stürmte mit seinen «Liedli» die Hitparade («Sun, Fun and nothing to do») und hat mit «Überall het’s Pilzli dra», «Ich bi de Borkechäfer» oder «Gugguuseli» Eingang ins kulturelle Volksgut gefunden.

Auftritte für Kinder

Glanz und Glamour sind Weber fremd. Zu seinen Auftritten fährt der Komiker alleine mit dem roten Bus. Nur bei seinen speziell für Kinder gestalteten Auftritten hilft ihm sein alter Freund Werner Sprecher.

Wenn Peach Weber für das jüngste Publikum seine Geschichten des Zwergs «Stolperli» aufführt, wird nichts dem Zufall überlassen – die Kinder seien nämlich einiges aufmerksamer und bemerkten jeden noch so kleinen Fehler.  

Ein einsamer Wolf?

Zu seinen gewöhnlichen Konzerten ist Peach Weber mutterseelenallein unterwegs. Fährt häufig am Mittag schon los, wählt die Route über Land und lässt sich gerne noch in einer Gartenbeiz nieder.

Er kauft sich zum Znacht ein Birchermüesli, kümmert sich um die Bühnentechnik, tritt auf und übernimmt danach auch den CD-Verkauf selbst. Gegen Mitternacht räumt er alles auf und fährt heim – nach ihm geht nur noch der Abwart.

Zu Hause angekommen, verbringt er die Tage und Nächte alleine, er ist seit über 20 Jahren geschieden. Weber sei «ein einsamer Wolf», sagt ein alter Freund. Aber «er ist nicht einsam», sagt seine Tochter. Ein Gegensatz, über den Peach Weber schmunzeln würde.  

Am 14. Oktober wird Peach Weber 70 Jahre alt. Bis 75 will er weitermachen, dann folgt der grosse Abschied im Hallenstadion – «auch wenn sie mich dafür an den Bühnenrand kleben müssen», weil er dann vielleicht nicht mehr «zwäg» sei.  

SRF 1; Gesichter & Geschichten; 6.10.2022, 18.35 Uhr

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