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Quinceañera in der Schweiz Prinzessin für einen Tag – Alexas Quinceañera in Zürich

Mit 15 Jahren feiert Alexa ein Fest, das in Lateinamerika tief verwurzelt ist: die Quinceañera. In Zürich trifft kubanische und spanische Tradition auf Schweizer Realität. Eine Geschichte über das Erwachsenwerden, Familie und den Tanz zwischen drei Kulturen.

Wenn Alexa von ihrem bevorstehenden Geburtstag erzählt, leuchten ihre Augen. Nicht, weil sie zum ersten Mal allein ins Kino darf oder weil sie auf ein neues Handy hofft, sondern weil sie weiss: Dieser Tag wird ihr Leben markieren. Alexa ist halb Kubanerin, halb Spanierin, lebt seit ihrer frühen Kindheit mit ihrer Familie in Uster bei Zürich – und sie wird 15 Jahre alt.

Die Quinceañera symbolisiert die Präsentation der Frau in der Gesellschaft. Sie wird erwachsen.
Autor: Tania Alexas Mutter

Für viele Teenager in der Schweiz ist das ein Geburtstag wie jeder andere. Für Alexa hingegen bedeutet es eine Quinceañera – eine Feier, die in Lateinamerika und unter Lateinamerikanerinnen und Lateinamerikanern in den USA ein fester Bestandteil des Erwachsenwerdens ist. Alexas Mutter Tania ordnet ein: «Die Quinceañera symbolisiert die Präsentation der Frau in der Gesellschaft. Sie wird erwachsen.»

Monate der Vorbereitung 

Der Ort für das Fest steht fest: das Gemeinschaftszentrum Hirzenbach in Zürich. Total dauert die Planung und die Organisation der Quinceañera etwa ein Jahr. Im Mittelpunkt: die Prinzessin Alexa mit ihren zwei voluminösen Ballkleidern – eines in Pfirsichgelb und eines in Alexas Lieblingsfarbe Dunkelrot. Ihre Outfits sind streng geheim, sie möchte ihre Partygäste damit überraschen. 

Dazu kommen die Choreografien: Mit zwei Freundinnen probt Alexa monatelang Tanzschritte, einmal zu einer kolumbianischen, einmal zu einer spanischen Choreo. Auch klassische Walzer dürfen nicht fehlen.

Rituale voller Symbolik

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Die Quinceañera ist weit mehr als nur eine Geburtstagsparty. Sie ist durchzogen von Ritualen, die den Übergang ins Erwachsenenleben symbolisieren. Die älteste Frau in der Familie, die selbst eine Quinceañera gefeiert hat – Alexas Mutter Tania –, übergibt Krone für Krone an die jüngeren Frauen, bis Alexa selbst feierlich gekrönt wird. Ein weiterer wichtiger Moment ist die Übergabe des Teddybären: Alexa schenkt ihn ihrer kleinen Cousine, die in ein paar Jahren ebenfalls 15 wird: «Ich gebe damit meine Kindheit ab.»

Und dann ist da noch die Zeremonie mit den 15 Geburtstagskerzen: Für jede Kerze wählt Alexa einen Menschen, der ihr wichtig ist. Sie erklärt, warum er in ihrem Leben eine besondere Rolle spielt und bekommt im Gegenzug Wünsche für ihre Zukunft.

Vom Mädchen zur jungen Frau 

Zur Quinceañera gehört auch ein ungeschriebenes Gesetz: Bis zu ihrem 15. Geburtstag durfte Alexa weder Make-up tragen noch ihre Haare färben oder glätten. 

Ich hätte mich in den letzten Jahren sehr, sehr gerne geschminkt. Meine Freundinnen benutzen auch schon Make-up.
Autor: Alexa darf sich nun schminken

Doch es ist Tradition, dass Mädchen diese Dinge erst nach der Feier dürfen. Am Tag ihrer Quinceañera sitzt Alexa daher zum ersten Mal beim professionellen Styling, bekommt üppiges Make-up. Für Alexa und viele andere Latinas ist genau dieser Moment ein symbolischer Schritt ins Frauwerden: sichtbar, feierlich und getragen von der ganzen Gemeinschaft.

Woher die Tradition kommt 

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Die Wurzeln der Quinceañera reichen weit zurück – bis in die Zeit der Azteken und Maya. Dort markierten aufwändige Zeremonien den Übergang junger Mädchen ins heiratsfähige Alter. Mit der spanischen Kolonialisierung vermischten sich diese Bräuche mit katholischen Einflüssen: Aus heidnischen Ritualen wurden christliche Segnungen, die das Mädchen in die Gemeinschaft der Erwachsenen einführten.

Heute ist die Quinceañera eine Synthese aus diesen Traditionen – festlich, manchmal religiös aufgeladen und zugleich gesellschaftlich bedeutsam. In vielen Ländern Lateinamerikas gilt sie als «kleine Hochzeit»: ein Fest, das Status, Familienzusammenhalt und den Stolz auf die kulturelle Herkunft sichtbar macht. 

Am Abend selbst kommen rund 70 Gäste zusammen: Familie, Verwandte, enge Freundinnen und Freunde – viele mit lateinamerikanischen Wurzeln, aber auch Schulkolleginnen und -kollegen aus Uster. Spanische und kubanische Gerichte stehen auf den Tischen, Salsa-Rhythmen treffen auf aktuelle Popsongs. Es ist eine Party, die Kulturen verbindet. 

Das Fest hat seinen Preis 

Solche Feste sind aufwendig, nicht nur organisatorisch, sondern auch finanziell. In Lateinamerika oder in den USA geben Familien oft zehntausende Dollar aus, manchmal ähnlich viel wie für eine Hochzeit. Auch in der Schweiz könne eine Quinceañera schnell 20’000 Franken kosten, schätzt Alexas Mutter Tania. 

Wir haben seit Alexas Geburt Geld für das Fest auf die Seite gelegt.
Autor: Tania Alexas Mutter

Doch Alexas Familie kommt mit rund 8’700 Franken aus. «Nur weil wirklich alle mitgeholfen haben», betont die Mutter. Die ganze Familie sowie Freundinnen und Freunde haben beim Dekorieren und Kochen unterstützt.

Die Quinceañera ist für Alexa mehr als ein prachtvoller Abend. Sie ist ein Ausdruck ihrer Identität, ein Anker zwischen den Welten, in denen sie aufwächst: «Ich betrachte die Schweiz als mein Zuhause – aber genauso auch Spanien und Kuba.»

Radio SRF 2 Kultur, 11.9.2025, 23:10 Uhr

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