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SRF DOK Bei Gantenbeins dreht sich alles ums Kind

«In unseren Volksschulen herrscht eine Monokultur des Lernens – die Kinder werden als Objekte behandelt, nicht als Subjekte» – die Volksschule ist für Doris und Bruno Gantenbein ein Ort, vor dem sie ihre Kinder schützen wollen. Darum unterrichten sie ihre Kinder selbst.

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Helen Arnet (*1966) arbeitet seit 1998 fürs Schweizer Fernsehen. Seit 2010 ausschliesslich für «DOK» und «Reporter». Sie studierte Volkskunde und Germanistik an der Universität Zürich.

Die Einzigartigkeit ihrer Kinder bewahren – um dieses Ziel dreht sich alles im Hause der «Unschooler»-Familie Gantenbein in Herisau. Die Kinder lernen zuhause das, was sie interessiert. Das Haus von Familie Gantenbein ist ein Kinderhaus. Spielsachen, eine Werkbank, ein Kletterseil, das von einer Galerie herunterhängt, machen das Einfamilienhaus zu einem Abenteuerspielplatz. Auf der Treppe stehen Bücher, in denen im Vorbeigehen immer wieder gelesen wird. In der grossen Küche stehen die drei Pulte der Kinder. Sogar auf dem stillen Örtchen wird gelernt – das «Alchemistenlabor» lädt zum Experimentieren ein, Bücher und Sudokus zum Lesen und Knobeln.

Begleiten statt erziehen

Doris Gantenbein sieht sich dabei nicht als Erzieherin, sondern als Lernbegleiterin und Vorbild. Ihren Beruf hat die ehemalige Lehrerin nach der Geburt ihres ersten Kindes an den Nagel gehängt. Denn, davon sind Doris und Bruno Gantenbein felsenfest überzeugt, ein Kind braucht eine enge Bindung zu seinen Eltern: «Kinderkrippen und Kitas sind für die Eltern und die Wirtschaft, nicht für die Kinder.»

«Unschooling» – bedeutet für sie weit mehr, als die Kinder nicht in die Schule zu schicken. Es ist ein Lebensentwurf, der sich vollständig nach den Kindern ausrichtet. «Ich würde auch einem achtjährigen Kind noch die Schuhe binden, wenn es dies wünscht», sagt Doris Gantenbein. Denn wenn ein Kind mit offenen Schuhen zu ihr komme, suche es Beziehung und Bindung. «Mutterschaft wird in unserer Gesellschaft immer abgewertet! Dabei ist es so eine erfüllende Aufgabe, wenn man es richtig macht», schwärmt Doris Gantenbein über ihren «Unschooler»-Lebensentwurf.

Unschooling für eine bessere Welt

Doris Gantenbein sieht sich in einer «dienenden Rolle». Und wo bleiben ihre eigenen Bedürfnisse, wo kann sie sich selbst weiterentwickeln? «Wenn ich sehe, wie meine Kinder erfüllt sind und strahlen, dann erfüllt mich das auch», antwortet Doris Gantenbein auf diese Fragen. Mit diesem «kindzentrierten» Ansatz haben Gantenbeins nichts weniger als die Schaffung einer besseren Welt im Sinn: «Kinder, deren Einzigartigkeit gewahrt wurde, werden zu Erwachsenen, die nicht unreflektiert mit dem Mainstream schwimmen».

Ramon Hofer ist ein Nachbar der Gantenbeins. Er und seine Frau Tamara haben sich von ihnen inspirieren lassen. Seine Kinder Maira und Larina unterrichtet er daheim.

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