Die Schreckensmeldungen treffen täglich, ja stündlich ein: Die Anhänger der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) erobern ganze Landstriche in Syrien und im Irak. Sie errichten ein selbsternanntes Kalifat, bedrängen, töten und vertreiben ganze Bevölkerungsgruppen. Ein IS-Kämpfer enthauptet vor laufender Kamera einen amerikanischen Reporter – der vermummte Täter soll ein Brite gewesen sein. Bereits ist von der Hinrichtung eines weiteren Journalisten die Rede.
Es ist kaum nachvollziehbar, was sich im Irak abspielt. Doch bei näherer Betrachtung erklärt sich vieles: Die Dokumentarfilmer Michael Kirk, Jim Gilmore und Mike Wiser gehen der Frage nach, was die USA mit der heutigen Situation zu tun haben. Die Autoren des Filmes legen den Fokus auf die amerikanische Aussenpolitik, welche den Irak seit Jahren und bis heute massgeblich beeinflusst und prägt.
Die USA haben im Irak unzählige Fehleinschätzungen gemacht
Als 2003 die Statue von Saddam vom Sockel gestossen wurde, waren viele überzeugt, nun beginne ein besseres Kapitel für den Irak – und die USA. «Mich hat das beunruhigt. Etwas in mir sagte, das wird nicht so leicht, wie wir das gedacht haben», sagt Rajiv Chandrasekaran, Autor des Buches «Imperial Life in the Emerald City». Er sollte Recht behalten.
Der Film beleuchtet alle wichtigen Stationen der amerikanischen Aussenpolitik im Irak und zeigt auf, wie diese den Irak nicht stabilisierten, sondern zunehmend schwächten – und diese Fehler und Fehleinschätzungen haben die islamischen Extremisten sich zu Nutze gemacht.
«Sie sind viel stärker. Sie sind mehr. Sie sind bestens ausgerüstet.»
Ryan Crocker war 2007 bis 2009 amerikanischer Botschafter im Irak. Seine Analyse zur Terrormiliz «Islamischer Staat» ist nüchtern und erschreckend zugleich: «Bin Ladens al-Kaida sind im Vergleich Pfadfinder. Sie sind viel stärker. Sie sind mehr. Unter ihnen sind Tausende mit ausländischen Pässen und sie benötigen keine Visa, um in die Vereinigten Staaten oder in andere westliche Länder zu reisen. Sie sind bestens ausgerüstet. Und sie kontrollieren heute bereits mehr Territorium, als Bin Laden es je tat.»
Der Dokumentarfilm kommt zum Schluss, dass die amerikanische Aussenpolitik mit ihren zahlreichen Fehlentscheidungen viel mit der heutigen Situation im Irak zu tun hat, und er erklärt auf packende Art und Weise warum.