Ich hätte mich mit der Frage beschäftigen können, ob diese heile Welt des Chansons, der Schlager, diese Texte voller Liebe, Glanz und Sonnenschein in die heutige Zeit passen. Ich hätte darauf hinweisen können, dass sein Werk all das Leid dieser Welt ignoriere. Diese Fragen und Einwände hatte ich immer bei mir, als ich Michael von der Heide die letzten Monate mit der Kamera begleitete. Dass ich dann lieber über andere Dinge mit ihm sprechen wollte, ist keine Kapitulation vor den vermeintlich wichtigen Fragen. Sondern die Erkenntnis, dass es an Freude nie zu viel geben kann. Nicht nur in seinem Programm, sondern überhaupt auf der Welt.
Scherze über Schweizer Showstars
Kennengelernt habe ich Michael von der Heide vor vielen Jahren. Es war in Chur, es waren die 90er-Jahre und ich wollte mir diesen jungen Künstler aus Amden SG ansehen. Vielleicht auch, weil mir sein Künstlername damals ziemlich dreist vorkam. Der Abend verblüffte mich in mancher Hinsicht. Zuerst einmal hiess er tatsächlich von der Heide und hatte mit mittelalterlicher Lyrik nichts zu tun. Poetisch aber war seine Vorstellung allemal. Und voller Schalk, Charme und Chansons. Das Publikum hatte er von der ersten Minute an im Sack. Und dann gefiel mir, dass dieser junge Mann es wagte, arrivierte Schweizer Bühnengrössen liebevoll auf die Schippe zu nehmen. Darunter waren auch Paola und Kurt Felix, das Prominentenpaar der Nation. Er machte damals einen Scherz, den er später um ein Haar bereute.
Ode an die Freude und Paolas Hits
Seither verfolge ich seine Laufbahn interessiert. Seine Bühnen sind inzwischen grösser geworden, Michael von der Heide feierte viele Erfolge, verkaufte CDs, war längst nicht mehr nur ein Geheimtipp. Was ihn nach wie vor auszeichnet, ist die Freude, die er an der Arbeit zu haben scheint. Spielfreude, Lebensfreude, Freude an Melodien und Texten. Diese Freude versteht er auf sein Publikum zu
Und dann erzählte mir Michael von der Heide vor ein paar Monaten von seinen neusten Plänen. Eine Hommage an die «erste grosse Liebe, Paola!» Und ich trug diese Idee eher vorsichtig in die Redaktion. Und ich war verblüfft, wie meine Kolleginnen und Kollegen reagierten: Keine schnöden Sprüche, kein Stirnrunzeln, sondern einhellige Freude. Sofort summte der eine «Blue Bayou», die andere «Cinema», die dritte «Bonjour, bonjour». Paolas Hits wecken nicht nur Erinnerungen, sie sind ein Stück Schweizer Musikgeschichte. Und dass Michael von der Heide einmal mehr ein gutes Näschen hatte mit seiner Idee, beweist dieser Tage seine Single «Paola et moi», mit der er auf Anhieb auf Platz 1 der Charts landete.