«Verrücktes Biologen-Zeugs», sagt Dave Gaynor und grinst mich an. Dave ist selbst Biologe und Leiter der Forschungsstation in der Kalahari. Wie Marta Manser war er vor 20 Jahren dabei, als auf dem Gebiet einer ehemaligen Farm mit der Forschung an Erdmännchen begonnen wurde. Jetzt steht er in einem neugebauten Laborgebäude und zeigt mir darin ein Gewirr aus halbtransparenten Rohren, in denen offensichtlich hektisch gearbeitet wird: Es ist die Nachbildung eines Tunnelsystems von Erdmullen.
Miguel, ein junger Biologe aus Barcelona, beobachtet hochkonzentriert das Treiben in den Rohren und macht ständig Einträge auf einen Tabletcomputer. Welcher Mull schaufelt den Sand durch das Rohr? Welcher macht gerade Pause? Das und noch viel mehr notiert er laufend.
Wie draussen bei den Erdmännchen will man hier im Labor mehr über das Verhalten der kleinen Grabetiere herausfinden, die sich in Gruppen mit einer komplexen Sozialstruktur organisieren und gegenseitig unterstützen.
Auch Vögeln auf der Spur
Sabrina Engesser, eine Biologin aus Deutschland, stellt draussen einer Gruppe von Vögeln nach, den Pied Babblern. «Ich verstehe sie schon ziemlich gut», sagt sie über ihre Forschungsobjekte und macht den Eindruck, als zähle sie sich irgendwie selbst dazu. Die weiss-schwarzen Vögel sind etwa so gross wie Amseln und verständigen sich in einer drolligen Lautsprache. Auch diese Tiere organisieren sich in Gruppen, teilen sich verschiedene Funktionen zu und verteidigen gemeinsam ihr Revier gegen unwerwünschte Nachbarn.
Wie die Erdmännchen mussten auch die Pied Babblers zuerst an die Forscher gewöhnt werden. Jetzt sitze ich mit der Kamera neben Sabrina hinter einem Gebüsch und erlebe staunend mit, wie sie kurz pfeift und schon die ganze Vogelgruppe herangerauscht kommt. Mit etwas Futter lockt sie die Vögel auf die Waage und trägt die Werte in ihr Notizbuch ein.
Auf dem Rückweg durch das Gelände begegne ich nahe den Wohnhäusern einem Erdhörnchen, dass von mir unbeeindruckt nach seiner Nahrung gräbt. Die zwei Farbtupfer an seinem Rücken verraten: Auch dieses Tier ist unter wissenschaftlicher Beobachtung.
Füchse mit Riesenohren
Am Abend, kurz nach Sonnenuntergang, ziehe ich mit Aliza le Roux durch die trockene Steppenlandschaft. Die Südafrikanerin leitet das jüngste Projekt hier: die Forschung an den Bat-Eared Foxes. Diese nachtaktiven Füchse sind in Südafrika relativ weit verbreitet – und dennoch wisse man über ihr Leben kaum etwas, erklärt mir Aliza.
Doch an diesem Abend scheinen wir vergeblich durch das Revier der Füchse zu streifen. Dann, als wir nach einer Stunde gerade wieder in die Fahrzeuge steigen wollen, tauchen zwei von ihnen aus der Dunkelheit auf und kommen neugierig auf uns zu. Auf Armlänge kommt einer heran. Auch sie sind inzwischen mit Menschen vertraut. Später sehe ich draussen die Stirnlampen zweier Biologen, die den Füchsen auf ihrem nächtlichen Beutezug nachstellen und akribisch jedes Detail festhalten. Mehrmals pro Woche, monatelang. Verrücktes Biologen-Zeugs, halt, denke ich.