Mit dem Gang durch die Drehtür des Eleven Madison Park lasse ich die Hektik und den Lärm von New York hinter mir. Ich werde von einem strahlenden Herrn empfangen, der mich mit einem Kompliment für meine Kleidung an den Tisch begleitet. Die Kellnerin begrüsst mich mit einem Glas Champagner. Sie schlägt vor, dass Daniel Humm für mich zwölf Gänge zusammenstelle. Ich lasse mich gerne überraschen.
Als der erste Gang kommt, muss ich schmunzeln: ein Thunfischhäppchen, aufgespiesst auf einer riesigen Fischgräte. Eine elegante Präsentation mit Augenzwinkern. Spontan denke ich an das Credo von Daniel Humm: «Make it nice!»
Der fünfte Gang sieht auf den ersten Blick aus, wie eine simple Tomatenscheibe in einem leeren Teller. Der erste Biss offenbart den intensivsten Tomatengeschmack, den ich je erlebt habe. Denn diese Tomatenscheibe wurde aus einem aufwendig hergestellten Konzentrat rekonstruiert.
Vor dem neunten Gang stellt die Kellnerin einen Strauss Sonnenblumen auf meinen Tisch. Sie verkündet, als nächstes würde ich eine Sonnenblume essen, die wie ein Artischockenherz gekocht worden sei. Humm erzählt mir später, von der ersten Idee bis zum fertigen Gericht habe die Entwicklung dieses Rezepts drei Jahre gedauert.
Aus Humms Kochbuch
Ich bin ein passionierter Hobby-Koch, aber kein Restaurant-Kritiker. Darum war ich skeptisch, ob ein Laie wie ich die Raffinesse eines Dreisternelokals überhaupt erkennen kann. Von den Dreharbeiten wusste ich, dass hinter den Gerichten ein enormer Aufwand steht.Humm reduziert seine Rezepte immer radikaler auf wenige Zutaten und bringt so die einzelnen Produkte optimal zur Geltung. Dies konnte ich bei jedem Gang erkennen. Gerade weil die Gerichte so fokussiert sind und nicht nur Show, sondern alles Geschmack ist, begeisterte mich dieser Abend in einer Welt, die mir sonst fremd ist.