Als der Bündner prompt zurückmailte, war ich erleichtert. Schliesslich hätte er zumindest zeitlich genügend Gründe gehabt, einen Besuch mit Kamera bei sich in Bangkok abzulehnen. Stattdessen schrieb er: «Ich kenne die Sendung «Reporter» sehr gut und schaue sie online öfter an.» Und weiter: «Ich freue mich und habe grosses Vertrauen, dass zwei Steinböcke in Bangkok das gut hinkriegen.» Heimspiel! Stefan Trepp ist in Thusis GR aufgewachsen, ich unweit in Domat/Ems.
«Wir sagen uns «Du», oder?», fragte er. Und 9'000 Kilometer weit weg von zu Hause wäre mir ein «Sie» deplatziert vorgekommen, auch wenn die journalistische Distanz üblicherweise nach der Höflichkeitsform verlangt. Kaum in der thailändischen Metropole angekommen, schleppte mich Stefan Trepp in ein einfaches Restaurant. Und er, der täglich atemberaubende Köstlichkeiten kreiert, schwärmte von der Küche in den Strassen Bangkoks.
Kochen in der Königsklasse
Als Koch lebt er von seiner Phantasie, seinem Talent und seinem unermüdlichen Willen, immer das Beste zu geben. König Bhumibol Adulyadej bestellt mehrmals wöchentlich direkt bei ihm. Das macht den Schweizer stolz, bescheiden bleibt er dennoch. Auch in der Hektik des Küchenalltags gibt er mir Tipps, wie der Fisch zu braten sei und das Lamm schön zart bleibe.
Nach fünf Tagen, in denen er meist im Laufschritt durch Küchen, Gänge, Treppenhäuser, Kühlräume, Strassen und Märkte eilt, schimmert doch ein bisschen Wehmut durch. Ja, manchmal vermisse er seine Familie in Thusis. Weihnachten zu Hause wäre schön. Oder wieder einmal Schnee. Aber dann treffen wir in der Stadt seine Freundin Ana. Und seine Augen leuchten noch ein bisschen mehr, als wenn ihm eine Dessertkreation mit Himbeeren geglückt wäre. Stefan Trepp ist ein hervorragender Koch. Und wie es scheint ein glücklicher Mensch.