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SRF DOK Eine Tetraplegikerin und ihr Kampf um ein selbständiges Leben

Franziska Quadri ist vom Hals an gelähmt und kann aus eigener Kraft nur noch ihren Kopf bewegen. Trotz und wegen ihrer Behinderung kämpft sie – für ein selbständiges Leben, für die Legalisierung von Cannabis für Kranke und Behinderte und gegen den Schmerz.

Zur Person

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Helen Arnet kam 1998 zum Schweizer Radio und Fernsehen und arbeitete als Redaktorin und Inputerin bei «Schweiz aktuell», sowie als Videojournalistin für «Fernweh». Seit 2009 realisiert sie Filme für «Reporter» und «DOK».

Nach ihrem Unfall mit dem Gleitschirm habe sie viel über Suizid nachgedacht, sagt Franziska Quadri. Sie habe sich informiert, alle Möglichkeiten abgeklärt – und sich dann für das Leben entschieden. Es seien ihre Familie und ihre Freunde, die sie am Leben erhielten, sagt Franziska. Und sie sei halt ein lebensfroher Mensch.

Kein Recht auf Assistenzbeiträge

Kurz nach Franziska Quadris Unfall wurden in der Schweiz im Rahmen der IV-Revision 6a die sogenannten Assistenzbeiträge eingeführt, die behinderten Menschen ein selbständiges Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen sollen. Als Franziska Quadri realisierte, dass sie – als Unfallopfer – kein Anrecht auf Assistenzbeiträge der IV hatte, nahm sie sich einen Anwalt und kämpfte um die Unterstützung bis vors Bundesgericht – und sie verlor. Die zwei persönlichen Assistentinnen, die sie mittlerweile neben der Spitex tagsüber betreuen, muss die Tetraplegikerin mit ihrer Rente bezahlen. Krankenkasse und Unfallversicherung übernehmen lediglich die Dienste der Spitex.

Obwohl sie eigentlich eine 24-Stunden-Betreuung bräuchte, verbringt Franziska die Nächte alleine und regungslos in ihrer Wohnung. Morgens um sieben erscheinen die Pflegefachleute der Spitex, bis zum Mittagessen ist Franziska danach wieder alleine. Was passiert, wenn eine ihrer beiden persönlichen Assistentinnen sie – nach drei weiteren Stunden im Bett – umlagert, ist erschütternd: Ihr Körper wird von Krämpfen geschüttelt, die Glieder sind stocksteif, Franziskas Gesicht ist schmerzverzerrt.

Raus aus der Illegalität

Ein kleines Stück Linderung verschafft ihr ein Joint. Cannabis entspannt die Muskeln. Schmerzmittel wie Morphium sind wirkungslos gegen Franziska Quadris neuropathische Schmerzen. Doch nur die weniger wirkungsvollen Cannabis-Tropfen erhält sie von ihrem Arzt. Den Hanf, den sie raucht, muss sie sich illegal besorgen. Als Präsidentin des «Medical Cannabis Clubs Zürich» kämpft Franziska Quadri darum auch dafür, dass Kranke und Behinderte ungehinderten Zugang zu Cannabis haben und dieses in geprüfter Qualität beziehen können.

Franziska Quadri kämpft. Sie kämpft für die Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken, sie kämpft um eine finanzielle Unterstützung ihres selbständigen Lebens. Und sie kämpft gegen den Schmerz. Ich hoffe für sie, dass der Kampf gegen ihren Schmerz bald der einzige in ihrem Leben sein wird.

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