Ich wusste um die Geschichte, die ein wenig klingt, als wäre sie nicht der Realität, sondern einem modernen Märchen entsprungen. Eine gute Freundin hatte sie mir erzählt: Die Konditorin Claudia Schmid aus Affoltern am Albis war zwanzig Jahre lang der grösste Fan der amerikanischen Sängerin Marla Glen, die mit ihrer unvergleichbaren Stimme mehrere Welthits gelandet hatte. Und heute steht eben diese Claudia Schmid plötzlich nicht mehr als Fan vor der Bühne, sondern ist backstage ein wichtiger Teil des Teams.
«Klar machen wir mit!»
Wie war es möglich, dass sich diese zwei völlig unterschiedlichen Lebenswege gekreuzt haben und es zu diesem Rollentausch gekommen ist – vom Fan zur Freundin, Helferin und Managerin? Es war ein musikalisches Erlebnis, das mich dazu brachte, diesen Fragen nachzugehen: Ich stand im Zürcher Volkshaus mitten im Publikum, lauschte Patty Smiths rauer Stimme und dachte an die aussergewöhnliche Geschichte von Marla Glen aus Chicago und der Schweizer Konditorin Claudia Schmid. «Diese Geschichte muss man erzählen», dachte ich. «Über diese Geschichte muss ich einen Film drehen.»
Am nächsten Morgen, Sonntag früh, organisierte ich Claudia Schmids Telefonnummer und rief sie an, um ihr von meiner Idee zu erzählen: «Das trifft sich gut», sagte sie spontan. «Marla ist gerade bei uns zu Besuch.» Und so sass ich keine 24 Stunden, nachdem mir die Idee zugeflogen war, in Affoltern am Albis in einer kleinen Küche und ass zusammen mit Claudia Schmid und Marla Glen Nudeln. Beide waren sofort einverstanden und sagten: «Klar, da machen wir mit.»
Das Backatelier im Keller
Das ist, wie ich später während der Dreharbeiten merken sollte, typisch für die beiden: Nicht alles hinterfragen und hundertmal überdenken, sondern es einfach tun. Eine Haltung, die Claudia Schmid und Marla Glen verbindet, obwohl sie zwei völlig andere Menschen mit ganz unterschiedlichen Leben sind. Beide Frauen haben mich beeindruckt. Claudia Schmid, die preisgekrönte Konditorin, hat ihren Keller in eine Backstube umgebaut und aus dem Nichts ihr eigenes kleines Unternehmen gegründet. Zielstrebig, mutig, bodenständig und unerschrocken geht sie ihren Weg. Das tut auf ihre Weise auch Marla Glen, die im harten Musikbusiness immer wieder strauchelte und doch Mal für Mal aufgestanden ist, um weiter zu machen. Claudia Schmid ist die Realistin, die mit beiden Füssen auf dem Boden steht. Marla Glen überrascht mit einer fast kindlichen Sensibilität und grosser Herzlichkeit.
Die Rowdies auf der Kartbahn
Alle Beteiligten haben während dieser Dreharbeiten sehr oft gelacht. Zum Beispiel, als die Freundinnen beschlossen, Kart fahren zu gehen. Um ehrlich zu sein: Die Vorstellung, dass die beiden hinter einem Steuer über die Rennbahn brettern wollten, bereitete mir ein bisschen Sorgen, zumal am darauffolgenden Tag ein wichtiges Konzert in der Mühle Hunziken in Bern anstand. Da half es wenig, dass mir der Betreiber der Kartbahn Spreitenbach versicherte: «Keine Bange, wir werden keine Rowdies auf die Bahn lassen!» «Wenn der wüsste», dachte ich. Nun, auch den Ausflug auf die Kartbahn haben glücklicherweise alle unbeschadet überstanden.
Ich habe Claudia Schmid und Marla Glen in ihrem Geschäftsalltag begleitet – in der Backstube sowie vor und hinter der Konzertbühne. Beide sind beeindruckende Macherinnen. Und in ihrer Freizeit, sind sie unbeschwerte und leicht verrückte Freundinnen. Und für beide ist es ein Glück, dass sie sich im realen Leben begegnet sind – insbesondere für Marla Glen, die mit Claudia Schmid einen Menschen gefunden hat, zu dem sie nach all den Enttäuschungen und Rückschlägen in ihrer Karriere wieder Vertrauen fassen konnte.