Als ich meinen Kollegen mitteilte, dass ich für einen «Reporter» über den Generalkommissar der UNRWA Pierre Krähenbühl nach Gaza will, schauten mich manche besorgt an: «Ist dir das nicht zu gefährlich?»
Dem Kameramann Matthias Gruic offerierten ein paar gute Seelen des Senders vorsorglich zwei kugelsichere Westen. Wir verzichteten darauf.
Unbegründete Angst vor Anfeindungen
Doch einen Tag vor unserer Reise nach Gaza wurde mir dann doch etwas mulmig. Obwohl ich als Journalist weiss, dass die Berichterstattung zwangsläufig den Fokus auf die schlimmsten Ereignisse richtet, habe ich mich gefragt, ob wir als fremdes Reporterteam nicht angefeindet werden könnten.
Die Überraschung war gross. Die Menschen waren nett, neugierig, wollten erzählen und uns alles zeigen. Selbst in Shejaiya, dem Randbezirk von Gazastadt, der im Krieg fast dem Erdboden gleich gemacht worden war, wurden wir freundlich behandelt.
Frauen zeigen Selbstvertrauen
Von meiner Zeit als Nahostkorrespondent zwischen 2000 und 2004 kannte ich Gaza. Dennoch musste ich erneut lernen, dass der Gazastreifen nicht nur aus zerschossenen Leibern, heulenden Müttern und martialischen Kämpfern besteht.
Es gibt auch Normalität. Es gibt Menschen, die ganz bürgerliche Träume haben, ein einfaches Auskommen finden wollen, einer Arbeit nachgehen und sich ein bisschen Wohlstand erschaffen möchten. Seit die Hamas an der Macht ist, tragen die Frauen zwar fast ausnahmslos den Hidschab, aber auch sie zeigen Selbstvertrauen, machen sich schön, schätzen bunte Stoffe und schminken sich.
Wir haben gesehen: Es gibt auch eine Welt jenseits von Fundamentalismus, Krieg und Hass. Gaza ist nicht nur ein Ort des Schreckens, es kann beinahe auch schön sein.