2012 war ich zum ersten Mal in Mogadishu. Damals drehte ich mit kugelsicherer Weste und durfte mich nur in Begleitung von UNO-Mitarbeitern bewegen. Die somalische Terrororganisation Al-Shaabab war einige Monate zuvor aus dem Stadtkern vertrieben worden.
Erneute Reise nach Mogadishu
Anfang 2015 traf ich Hasan Cismaan, einen 30-jährigen Somalier, der als zehnjähriger mit seiner Familie in die Schweiz flüchtete. Hier arbeitet er heute als IT-Spezialist. Er fragte mich, ob ich mit ihm nach Mogadishu reisen würde, um mit eigenen Augen zu sehen, wie sich die Stadt verändert hat. Mich beeindruckte seine Absicht, Schweizer davon zu überzeugen, in Mogadishu zu investieren. Gerade angesichts des aktuellen Flüchtlingsdramas erschien es mir wichtig, jemanden zu begleiten, der alles daran setzt, eines Tages in sein Heimatland zurückzukehren.
Bürgermeister garantiert Schutz
Die Sicherheitsbedenken der Schweizer Botschaft waren beunruhigend. Man riet mir, mich höchstens einen Tag in Mogadishu aufzuhalten, und mich unter keinen Umständen dem Sicherheitspersonal der Stadtregierung anzuvertrauen. Doch der Bürgermeister von Mogadishu, den ich zuvor in Baden traf, sagte mir Schutz zu. Sein Angebot abzulehnen, wäre ein Affront gewesen. So beschloss ich nach einigen schlaflosen Nächten, Hasan Cismaan und seinen Kontakten zu vertrauen.
Berührt von den Menschen
Im Nachhinein weiss ich, dass dies richtig war. Wir alle überlebten die Reise. Für Menschen wie mich ist die Stadt immer noch gefährlich. Frei bewegen konnte ich mich zwar nicht, dennoch schon viel freier als noch vor vier Jahren.
Was ich in Mogadishu sah, hat mich überrascht und berührt. Tausende Somalier sind in eine Stadt zurückgekehrt, die immer noch zu Teilen in Trümmern liegt. Sie helfen beim Aufbau, setzen sich in Spitälern ein – unterstützt von Schweizer NGOs wie «Swisso Kalmo» – oder sie arbeiten für die Stadtregierung. Es wurden neue Wohnblöcke und Hotels gebaut. Die weitaus grösste Überraschung war jedoch der Strand. Der Stadtstrand von Mogadishu, vor vier Jahren noch menschenleer, ist heute bevölkert wie ein Strand in Italien.
Nach 25 Jahren Bürgerkrieg scheint in Mogadishu die Option des Friedens wichtiger zu werden als jene der Selbstzerfleischung und des Bürgerkriegs. In der Stadt wird wieder investiert. Somit hat auch Hasan durchaus Chancen, seinen Traum einer Rückkehr zu verwirklichen.