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SRK-Flagge
Legende: Der Humanität weltweit verpflichtet – ein rotes Kreuz auf weissem Grund. SRF

SRF DOK Im Dienst der Bedürftigen

Rund 72'000 Freiwillige packen mit an im Dienst des Schweizerischen Roten Kreuzes. Sie unterstützen Flüchtlinge, suchen Vermisste, helfen Menschen mit Behinderung oder Familien in Notsituationen. «DOK»-Autorin Elvira Stadelmann porträtiert drei engagierte Helferinnen.

Mensch und Hund im Einsatz

Mirjam Kälins grosse Leidenschaft sind ihre beiden belgischen Schäferhunde. Mit ihnen verbringt sie ihre gesamte Freizeit im Dienste von Redog , dem Schweizerischen Verein für Such- und Rettungshunde. Sie ist eine von 700-Redog-Freiwilligen in der Schweiz.

Ihre beiden Schäferhunde La Chica und Chivas hat Mirjam Kälin immer dabei, ob auf der Arbeit bei einem Sicherheitsdienst, in der Freizeit oder in den Ferien. Zweimal wöchentlich nimmt sie am Redog-Training teil, in dem das Suchen und Orten von verschütteten Personen geübt wird. Chivas ist der ältere der beiden Hunde.

Mit ihm war Mirjam Kälin 2011 nach dem Erdbeben in Fukushima in Japan bei einem Rettungseinsatz. Ihr Einsatzort befand sich nur gerade 130 Kilometer vom Epizentrum entfernt, in Sendai. Es war eine grosse Herausforderung für die Helfer und ihre Tiere. Verschüttete Menschen, besorgte Angehörige, tiefe Temperaturen und Übernachten im Zelt. Trotz aller Schwierigkeiten würde Mirjam Kälin sich sofort wieder dafür melden. Der Wunsch, etwas Sinnvolles für die Allgemeinheit zu tun, aber auch die Teamarbeit mit dem Hund treiben sie an. Ihr Engagement sei weit mehr, als eine Vereinstätigkeit, Redog sei ihr zur zweiten Familie geworden, sagt sie.

Redog wurde 1971 gegründet und gehört zur Rettungskette des Schweizerischen Roten Kreuzes. Für Katastropheneinsätze stehen 50 Ortungsteams bereit, so kann Redog rund um die Uhr Einsätze garantieren, um Leben im In- und Ausland zu retten.

355 mal um die Welt

Erika Ruska ist eine von insgesamt 7000 Freiwilligen, die für den Fahrdienst des Schweizerischen Roten Kreuzes im Einsatz sind. Mit ihrem Privatauto holt sie betagte, rekonvaleszente und in der Mobilität eingeschränkte Menschen ab und bringt sie zum Arzt oder anderen wichtigen Terminen. So legen die Freiwilligen im Jahr 15 Millionen Kilometer zurück.

Nach ihrer Pensionierung hätten ihr einige Bekannte abgeraten, sich schon wieder zu engagieren. Aber Erika Ruska wollte unbedingt weiter etwas Sinnvolles tun.

So fährt sie mehrmals pro Woche für das SRK und bringt zum Beispiel den betagten René Frutiger, der an multipler Sklerose erkrankt ist, nach Meiringen in eine Tagesklinik, und entlastet damit seine Frau. Auch ihr zweiter Fahrgast, Lilian, eine Schmerzpatientin, wäre zu wenig mobil, um ihre Termine ausser Haus wahrzunehmen. Aus den Fahrgemeinschaften haben sich Freundschaften entwickelt. Man kennt die gegenseitigen Lebensgeschichten. Erika Ruska fährt gerne Auto, auch wenn sie ab und zu zu schnell unterwegs sei, wie sie sagt. Pro Kilometer erhält sie 80 Rappen. Alles andere sei freiwillig – und genau das mache ihr Freude, sagt sie. Denn ein Strahlen von Herrn Frutiger oder Lilian könne kein Geld der Welt aufwiegen, ist sie überzeugt.

SRK-Suchdienst: Vermisst wird…

Der Suchdienst des Schweizerischen Roten Kreuzes spürt die Auswirkungen der weltweiten Migrationsströme. Allein im letzten Jahr gingen über tausend Suchanfragen ein. Meistens melden sich Flüchtlinge, die unterwegs ihre Angehörigen verloren haben.

Nicole Windlin, die Leiterin des Suchdienstes, kennt die Schicksale vieler Betroffenen. In ihrem Büro in Bern erzählen sie von ihrer Flucht, der lebensgefährlichen Reise auf einem viel zu kleinen Boot und schildern, wo sie den Mann, die Schwester oder ein Kind zum letzten Mal gesehen haben. Die letzte Hoffnung ihre Angehörigen wiederzufinden, sehen viele dann nur noch im SRK.

Aber auch bei der Suche nach Vermissten müssen gewisse Regeln beachtet werden, erklärt Nicole Windlin. Zum Beispiel der Persönlichkeitsschutz. Denn nicht immer stimmen beide Seiten einer Familienzusammenführung zu. Auch die Suche nach Minderjährigen kann heikel sein, die Antragssteller müssen den Nachweis erbringen, dass sie verwandt sind, oder ein «berechtigtes» Interesse haben, die Person zu finden. Letztes Jahr konnten 150 Vermisstenfälle gelöst werden – allerdings ist eine Zusammenführung der Familie nicht garantiert. Oft bildet das Asylrecht eine unüberwindbare Hürde.

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