Natur ist Bewegung – wer mit der Natur in Kontakt kommt, erlebt das immer wieder aufs Neue. So auch die Wissenschafter des Teton Puma-Forschungsprojektes in Wyoming, USA, die seit 14 Jahren mit modernsten Mitteln frei lebenden Pumas auf der Spur sind. Sie schreiben mit ihren neuen und spektakulären Einsichten das Wissen über diese eleganten, braunen Grosskatzen neu.
Die bange Frage
Im Zentrum des Projektes steht der Biologe Mark Elbroch, der über 120 Pumas mit GPS-Sendern ausgerüstet hat und seit 14 Jahren die Bewegungen der Tiere im Studiengebiet verfolgt. Während der Feldarbeit hat er immer wieder mit Sendern ausgestattete Pumas in verzweifelten Situationen angetroffen – etwa, wie sich ein etwas mehr als einjähriges Jungtier mit einem Baumstachler anlegte und langsam – unter den Augen der Wissenschafter – an den Stacheln, die in seinem Körper steckten, einging.
Und da stellt sich natürlich vielen Zuschauerinnen und Zuschauern des Films die bange Frage: Kann man den jungen Puma nicht einfangen und ihm helfen? Dieselbe Frage stellte sich auch dem «NETZ NATUR»-Team, als wir ein Meisennest mit einer Nestkamera während Wochen beobachteten, und die schon fast flüggen Jungen nach dem Ausfall eines der beiden Elterntiere langsam verhungerten. Soll der beobachtende Mensch in den Lauf der Natur eingreifen und in Notfällen einzelne Tiere retten – oder sollen wir einfach beobachten und die Natur walten lassen, wie sie ist?
Eingreifen oder nicht?
In vielen Fällen entscheiden sich die Wissenschafter grundsätzlich für den zweiten Weg, oft auch mit grosser, emotionaler Betroffenheit für ein Tier, das leidet. Aber die Natur walten zu lassen, wie sie ist, bedeutet auch, sie fundamental zu respektieren und sich nicht ins natürliche Schicksal eines Lebewesens einzumischen, als Mensch bescheiden abseits zu stehen, und sich mit der Rolle des Beobachters zu begnügen. Dies auch in der grundlegenden Erkenntnis, dass es in der Natur den Tod braucht, wenn das Leben weiter gehen soll. Jeder menschliche Eingriff in die Natur zieht automatisch den nächsten nach sich: Wo ist die Grenze, an der man mit dem Eingreifen aufhört?
Von der Natur lernen
Wir Menschen haben inzwischen auf allen Ebenen – bis hin zur Veränderung des Klimas – so grundlegend in die Naturprozesse eingegriffen und diese so massiv gestört, dass wir heute unglaublich gefordert sind, aus bescheidener Warte Naturprozesse zu verstehen und aus ihnen zu lernen. Nur wenn wir Menschen lernen, uns zurückzuhalten, ohne ständig in diese Prozesse einzugreifen und sie nach unseren oft kurzsichtigen Massstäben zu verändern, hat die natürliche Welt, wie wir sie kennen eine Chance: Die Möglichkeit, ihre grossartige Vielfalt und das wunderbare Zusammenwirken all der vielen Lebewesen auf diesem Planeten zurückzugewinnen und langfristig zu erhalten.