Seit einiger Zeit trage ich eine Brille. Ohne sie könnte ich keine Filme mehr machen, könnte weder Drehbücher lesen noch sehen, was der Kameramann in der Ferne filmt. Es war nur ein kurzer Gang zum Arzt, dann schnell zum Optiker und schon war mein Problem gelöst. Das alles ging so rasch, dass mir gar nicht bewusst war, welch ein Privileg es ist, eine Brille zu tragen. Umso deutlicher wurde mir dies bei den Dreharbeiten zum Projekt über die «EinDollarBrille».
Von ihr hatte ich gelesen, und da ich immer auf der Suche nach guten Geschichten bin, habe ich mich mit dem Erfinder, Martin Aufmuth getroffen. Er plante gerade ein neues Projekt in den Favelas, den Armenvierteln von São Paulo. So nahm das Filmprojekt seinen Lauf, und wir begleiteten das Brillenteam nach Brasilien, sogar bis in den Amazonas. Dort waren manche Orte so schwer zu erreichen, dass wir bis zu vier Stunden mit Booten unterwegs waren, eine mobile Augenarztpraxis im Gepäck – eine Ärztin war ebenfalls dabei.
Wir trafen Menschen, die noch nie in ihrem Leben bei einem Augenarzt waren, Kinder, die wegen ihrer Augenprobleme in der Schule nicht mitkamen, weder lesen noch schreiben konnten, nur weil ihnen eine Brille fehlte. Es berührte mich sehr zu sehen, welch unschätzbaren Wert zwei solch kleine Gläser für Menschen haben können. Bei meinem nächsten Gang zum Optiker werde ich sicher an sie denken.