Ich wurde sofort neugierig als ich zum ersten Mal von Bendrit Bajra las. Ein Kosovo-Albaner, der sich und seine Landsleute verulkt, das hatte ich so noch nie gesehen. Immer wenn es um Ausländer, oder in diesem Fall um «Jugos» geht, wird es politisch heikel. Wie unterscheidet man korrekt zwischen gutintegrierten Albanern und gewalttätigen Heissspornen? Dieser 19-jährige scheint diese Klippe mit Humor anzugehen und hat damit offenbar einen Nerv getroffen.
Wie steht's um den Kosovo?
Nach dem Krieg auf dem Balkan war ich ein paar Mal als Reporter im Kosovo. Es waren abenteuerliche Einsätze, in einem heruntergekommenen Land ohne Perspektiven. Aber im Gegensatz zu vielen Kosovaren, die in der Schweiz negative Schlagzeilen machten, traf ich auf viele zuvorkommende Menschen und grosse Gastfreundschaft. Als ich von Bendrit las, war bald klar, dass ich mit ihm auch den Kosovo besuchen wollte, ein Teil seiner Heimat, um zu sehen, wie er sich dort bewegt und welche Fortschritte das Land gemacht hat. Die Bilanz ist ernüchternd. Im Jahr 2015 haben rund 100'000 Kosovo-Albaner ihr Land verlassen, die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen liegt bei 70 Prozent.
Bendrit, der Star im Kosovo
Auch Bendrits arbeitslose Cousins wollen in die Schweiz. Denn etwas fällt im Kosovo schnell auf: Vieles, was an Erfolg erarbeitet wurde, kommt aus der Schweiz. Man sieht Schweizer Autonummern und jede Menge neuer Häuser, die mit dem Geld der Diaspora gebaut wurden. Bendrit verkörpert diesen Erfolg. Im Kanton Kosovo ist Bendrit auch deshalb ein Star. In der Schweiz scheint die Sache zwiespältig: Bei vielen internetaffinen Jungen ist Bendrit sehr beliebt. Andere finden ihn überhaupt nicht lustig. Es wird interessant zu sehen sein, ob sein Erfolg eher auf einem momentanen Hype basiert oder Bestand haben wird.