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SRF DOK Peter Reber verrät sein Hit-Geheimnis

Peter, Sue & Marc waren die «ABBA» der Schweiz – die erfolgreichste Band der 1970er Jahre. Zusammen mit Rolf Zuckowski schuf Peter Reber zahlreiche Hits. Hier fachsimpeln die beiden darüber, was einen Song zum Hit macht.

Im Musical «Io senza te» sind sie auferstanden, die Evergreens von Peter, Sue & Marc. Wer einen der alten Songs hört, wird die Melodie nicht mehr so rasch wieder los – und das gilt auch für junge Zuhörer. Warum aber werden Lieder wie «Cindy», «Like a Seagull» oder «Ciao amico» zu Ohrwürmern?

Was lässt uns auch heute noch mitsummen, wenn wir «Io senza te» hören? Im Dokumentarfilm «Peter, Sue & Marc und die Sehnsucht nach der heilen Welt» wird klar, warum Peter Rebers Musik bis heute ein breites Publikum findet. Hier ein Ausschnitt aus dem «DOK»-Film:

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Urs Kern ist TV-Redaktor und Ausbilder bei SRF. Er hat einen Hochschulabschluss in Wirtschaftsgeschichte und Ökonomie. Als Reporter liebt er Milieustudien und Auslandsreportagen nach dem Motto: Fernsehen ist nah sehen.

«Was würde ich tun ohne Dich?» heisst es in «Io senza te». Die Botschaft des Songs ist zwar banal, aber zeitlos. Denn diese Frage stellt sich jede und jeder Liebende. Das Lied hat Peter Reber vor 34 Jahren komponiert und es ist so aktuell wie damals.

Alle wollen der Mittelmässigkeit entfliehen

«Io senza te» wurde zum meist gespielten Evergreen von Peter, Sue & Marc. Ein ebenso starker Hit ist «Like a Seagull». Das Thema ist uralt: Der kleine Mensch Ikarus entflieht der Mittelmässigkeit und fliegt mit künstlichen Flügeln hinauf zur Sonne. Und stürzt natürlich ab, weil das Wachs an seinen Flügeln schmilzt.

Dafür wird Ikarus unsterblich, weil er es wagte, das Unmögliche zu probieren. In «Like a Seagull» bauen Rolf und Peter zuerst eine Spannung auf:

Nachdem die Spannung aufgebaut ist, kommt die Kernbotschaft im Refrain: «Wie eine Möve hat er sich hinauf geschwungen...». Die Spannung wird gelöst – auch harmonisch:

Bei anderen Liedern von Peter Sue & Marc ist der Text komplexer, die Botschaft differenzierter. Zum Beispiel im Evergreen «Cindy»:

Der Vierte im Trio

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Rolf Zuckowski hat – zusammen mit Peter Reber – dem Trio Peter, Sue & Marc den grossen Schub gebracht. Die meisten Texte der Hits stammen von ihm. Rolf Zuckowski ist berühmt geworden für seine Kinderlieder und sein Engagement für Behinderte. Er hat für sein Lebenswerk mehrere Preise erhalten.

Im Song «Cindy» wird die Tochter erwachsen und entflieht dem elterlichen Nest. Jeder Vater und jede Mutter kennt den Sturm der Gefühle, der mit dem Flüggewerden einhergeht. Ursprünglich war dieser Hit in Englisch getextet.

Bei «Cindy» ist das Verstehen der Botschaft zentral für den Erfolg. So wurde die Fassung in Hochdeutsch weit mehr verkauft als bei anderen Songs von Peter, Sue & Marc mit banaleren Botschaften. Wie zum Beispiel beim Super-Hit «Ciao Amico».

Dramatisch wie das Leben muss es klingen!

Peter, Sue & Marc wurden so berühmt, weil sie auch alltägliche Erlebnisse des Lebens harmonisch attraktiv verpackten. Verbunden mit Musik prägen sich Texte besonders gut ein. Vor allem wenn es um Dinge geht, die uns alle häufig beschäftigen. Aber das Banale muss dramatisch tönen.

Der Songtext von «Ciao Amico» ist einfacher zu verstehen als derjenige von «Cindy». Wer den Titel hört, weiss sofort um was es geht. Denn jeder Mensch hat Freunde und muss sich manchmal von ihnen verabschieden.

Die Melodie zu «Ciao Amico» ist ebenso einfach wie die Textbotschaft. Im Grunde hören wir einen langweiligen Drehorgelsound. Doch dann passiert das Wunder der Harmonien, die Peter hinter den Tonfolgen aufbaut. Eine dramatische Steigerung in Dur und Moll – fast so dramatisch, wie das reale Leben spielen kann.

Trotzdem kann niemand einen Hit voraussagen

Wie jedes Kochrezept ist auch das Geheimnis der Hits von Peter, Sue & Marc schwierig zu kopieren. Und es ist falsch zu glauben, dass man mit richtigen Ingredienzen einen Hit planen oder voraussagen kann.

Peter Reber bringt es auf den Punkt: «Im Nachhinein glaubt man vielleicht zu erkennen, warum ein Song beim Publikum eingeschlagen hat. Aber planbar ist das nicht. Oft hatten wir einfach Glück.»

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