Nein, nein und nochmal nein! Es gibt keine Feen, Elfen und Zwerge! Das sind Wesen aus der Märchenwelt.
Der Schamane Charles Rüttimann sieht das anders. Für ihn gehören Geisterwesen zum Alltag. Die Fee auf dem Felsvorsprung etwa hilft ihm bei schwierigen Lebensfragen. Für die Zwerge im Wald deponiert er Brot und Käse in kleinen Verstecken.
Die Dokumentarfilme von «Reporter» erzählen Geschichten mit recherchierten und überprüfbaren Fakten. Wir sind der Abbildung der Realität verpflichtet. Das unterscheidet uns von der Fiktion, von erfundenen Geschichten, wie wir sie aus Hollywood kennen.
Es wäre einfach, sich über Charles Rüttimann lustig zu machen. Er ist eine kuriose Erscheinung, ein sympathischer Kauz, der in seiner ganz eigenen Welt lebt. Und selbstverständlich bleibt er den Beweis für die Existenz von Geisterwesen schuldig.
Neugier statt Argwohn
Kritische Nachfragen erschöpfen sich rasch. So wenig wie der Schamane beweisen kann, dass es Feen, Elfen und Zwerge gibt, kann ich das Gegenteil beweisen. Er sieht die Fee. Ich sehe sie nicht. Punkt. Hätte ich auf diesen unvereinbaren Standpunkten beharrt, wäre dieser Film nie entstanden.
Aber ich wollte ein Experiment wagen. Was passiert, wenn ich mich auf die Welt des Schamanen einlasse? Neugier statt Argwohn. Mich interessierte, was Charles Rüttimann dazu bringt, Geisterwesen zur Realität zu erklären. Wie kommt ein gebildeter und reflektierter Mensch dazu, mit Feen zu reden?
Keine Show für die Kamera
Anfangs stand ich mit der Kamera eher peinlich berührt daneben, wenn mein Protagonist ein schamanisches Ritual feierte, wenn er die vier Himmelsrichtungen grüsste, getrocknete Holunderblüten verstreute oder mit Tannenzapfen und Federn ein Mandala legte. Jedoch merkte ich schnell, mit welcher Selbstverständlichkeit er dies tat. Da war kein Hokuspokus, keine Show für die Kamera. Er liess mich einfach an seiner wundersamen und eigenwilligen Welt teilhaben.
Nach und nach rückte die Frage, ob es Feen und Zwerge tatsächlich gibt, in den Hintergrund. Mir wurde klar, wie schwammig der Begriff der Realität ist. Wer definiert sie? Der sogenannt gesunde Menschenverstand? Und gehört wirklich alles, was wir nicht sehen und nicht beweisen können, ins Reich der Phantasie?