Im Sportjahr 2014 haben sich die Athleten einmal mehr selbst übertroffen. Jüngstes Beispiel: Roger Federer und Stan Wawrinka holen erstmals in der Geschichte den Davis-Cup-Pokal in die Schweiz. Am Berlin-Marathon hat der Kenianer Dennis Kimetto den Weltrekord auf 2:02:57 Stunden heruntergeschraubt. Er ist der erste Läufer der Welt, der die Marathonstrecke unter 2:03 Stunden geschafft hat. Schwimmerin Katinka Hoss aus Ungarn verbesserte ihre eigenen Weltrekorde über 200 Meter Lagen in diesem Jahr mehrmals. Und Radprofi Jens Voigt schrieb Sportgeschichte: Er übertraf mit 51,115 Kilometern den neun Jahre alten Stundenweltrekord – und trat dann ab. «Ich wollte nicht langsam in die Rente rollen, ich wollte mit einem Knall abtreten», sagt der Deutsche. Doch Voigt war nur kurze Zeit Rekordhalter: Einen guten Monat später, am 30. Oktober 2014, fuhr der Österreicher Matthias Brändle 51,852 km in einer Stunde.
Auch finanziell läuft es wie geschmiert. Der FC Bayern München hat erstmals seinen Umsatz auf über eine halbe Milliarde Euro gesteigert. Gewinn: 16,5 Millionen Euro – so viel wie noch nie zuvor.
Spitzensport macht Spitzengewinne
Ein paar Tausend Spitzensportler aus aller Herren Länder haben in diesem Jahr Rekorde gebrochen und damit sehr viel Geld in verschiedenste Kassen gespült. Die Welt des Sports ist längst eine Welt der Wirtschaftlichkeit. 700 Milliarden Euro Umsatz weltweit – das sind drei Prozent des Welthandels.
«Wenn ein Club einen Spieler einkauft, dann ist das ein Investment. Und was ist der Sinn eines Investments? Es muss profitabel sein.» Das Zitat stammt von einem ehemaligen italienischen Profifussballer. Wie werden Spitzensportler, möglichst profitabel? Durch Tausende Stunden Training, konstante Opfer und Abstinenz.
Konkurrenz, Verletzungen, Druck der Sponsoren und Vereine
Doch was passiert, wenn plötzlich andere die Medaillen holen? Was ist, wenn gedopte Rivalen plötzlich besser sind? Oder wenn eine Verletzung die Karriere beendet?
Im Dokumentarfilm «Übers Ziel hinaus – Spitzensport auf der Anklagebank» geben ehemalige Topathleten in einer seltenen Offenheit Auskunft. Darunter Christine Arron, Leichtathletin und mehrfache Olympiasiegerin, Wimbledon-Siegerin Marion Bartoli, der italienische Fussballprofi Gennaro Gattuso sowie der britische Leichtathlet Colin Jackson. Ihre Bilanz zeigt die Kehrseite der Medaille.
Wie sieht es aus im Schweizer Spitzensport?
Auch in der Schweiz zahlen Spitzensportler einen hohen Preis für eine kurze Zeit des Erfolges. «DOK» hat die ehemaligen Profisportler Alain Sutter und Sara Meier sowie den aktiven Eishockeyprofi Pierre-Marc Bouchard getroffen und gefragt, wie sie die Situation für Spitzensportler in der Schweiz beurteilen.
Eiskunstläuferin Sarah Meier
Sarah Meier (28) war 2011 Europameisterin und in den Jahren 2007 und 2008 Vize-Europameisterin. Die achtfache Schweizermeisterin wurde 2011 zur Sportlerin des Jahres gewählt. Sarah Meier war mehrfach verletzt, erlitt einen Bänderriss, Verstauchungen und wird von Rückenschmerzen geplagt. Im Jahr 2009 folgten ein Bandscheibenvorfall und eine Hüftverletzung. Heute ist sie Sportjournalistin bei der Schweizer Illustrierten.
Fussballprofi Alain Sutter
Alain Sutter (46) war Schweizer Fussball-Nationalspieler. Seine Karriere begann mit 17 Jahren bei GC Zürich. Er spielte in der deutschen Bundesliga und der Schweizer Nationalmannschaft. 1998 beendete er seine Karriere bei «Dallas Burn». 1994 erlitt er an der Weltmeisterschaft in den USA einen Splitterbruch am Fuss. Sutter spielte noch einige Partien mit Hilfe von Spritzen, hatte aber starke Schmerzen. Es folgten eine Überdehnung des Aussenbandes am Fuss und Probleme mit der Hüfte.
Eishockeyprofi Pierre-Marc Bouchard
Pierre-Marc Bouchard (30) ist Stürmer beim EV Zug. Der Kanadier spielte über 600 Partien in der NHL. Noch vor zwei Jahren verdiente er in den USA 4,2 Millionen US-Dollar. Heute spielt er in Zug. 2009 rammt er kopfvoran in die Bande – er hatte eine schwere Gehirnerschütterung, musste daraufhin eine längere Pause einlegen und sein Training wieder neu aufbauen. Nur Monate später erlitt er erneut einen Schlag auf Kopf und fiel aus, ein ähnlicher Schlag auf den Kopf ereignete sich 14 Monate später. Pierre-Marc Bouchard leidet oft unter Kopfschmerzen, Schwindel und erträgt Lärm schlecht. Im Moment lebt er relativ beschwerdefrei.