Am 27. November 2013 landen wir in Colombo. Über ein halbes Jahr haben wir um unsere Pressevisa verhandelt. Denn wer glaubt, in Sri Lanka könne man mit Touristenvisum journalistisch arbeiten, steht mit einiger Wahrscheinlichkeit nach ein paar Tagen wieder am Flughafen und muss das Land verlassen. Dank tatkräftiger Unterstützung der Schweizer Botschaft in Sri Lanka haben wir es aber schliesslich geschafft, die notwendigen Papiere und Stempel für den Filmdreh zu organisieren. Denken wir.
Dreharbeiten werden minutiös kontrolliert
Der freundliche Presseattaché auf dem Amt für auswärtige Angelegenheiten händigt uns schon bald ein gelbes Couvert aus, mit dem wir am anderen Ende der Stadt unsere Presseausweise einlösen. In der Zwischenzeit haben wir aber vom Nationalen Filminstitut ein Mail erhalten: Die Drehgenehmigung gebe es erst, wenn wir einen lokalen Koproduzenten gefunden hätten. Das ist nicht weiter schwierig – zwei Telefonanrufe, und wir haben unsere Koproduzentin. Bald jedoch wird klar, was damit gemeint ist: Während der folgenden vier Wochen begleitet sie uns auf Schritt und Tritt und führt Protokoll über unsere Dreharbeiten. Diese Aufpasserdienstleistungen gehen natürlich auf unsere Kosten.
Hotel-Baustellen statt Dörfer
Wir haben keine andere Wahl und müssen uns darauf einlassen. Schliesslich sind wir froh, dass es mit dem Dreh endlich klappt. Die Idee für das Projekt war schon lange in unseren Köpfen. Immer wieder, wenn wir über Aufbau- und Entwicklungsprojekte recherchiert und berichtet haben, fragten wir uns, wie sich die Situation der Menschen nach Abschluss der Unterstützung aus dem Ausland wohl weiter entwickeln wird. So auch in Sri Lanka, wo wir im Februar 2005 erstmals gedreht haben. Damals, sechs Wochen nach dem Tsunami, waren die Traumstrände übersät von Trümmern. Entlang der Hauptstrassen leuchteten überall Logos der internationalen Hilfsorganisationen, die für die überlebenden Opfer Zeltlager eingerichtet und Nothilfe gebracht hatten. Wir erlebten auch eine Geberkonferenz, bei der Vertreter internationaler Organisationen sich gegenseitig mit Projekten für den Wiederaufbau zu übertrumpfen suchten.
Sieben Jahre später, im November 2012 dann unsere Recherchereise. Wir wollten wissen, was die Rekordspenden aus der Schweiz, aber auch aus anderen Ländern nach dem Tsunami längerfristig bewirkt haben. Wir haben zu diesem Zweck ein eigenes, von Hilfsorganisationen unabhängiges Reiseprogramm zusammengestellt und zahlreiche unterschiedliche Tsunami-Umsiedlungsdörfer besucht. Dort erzählen uns viele umgesiedelte Menschen, dass sie trotz neuer gespendeter Häuser mit der Situation nicht zurecht kämen. An den Stränden, wo sie früher gelebt haben und nicht mehr zurück dürfen, sehen wir zahlreiche Hotel-Baustellen.
Leben hat sich trotz Spendenmillionen kaum verbessert
Wir drehen in zwei Etappen, insgesamt sieben Wochen und zeichnen auf, was Betroffene, lokale Politiker und Behörden sowie ehemalige Projektverantwortliche und Helfer zu berichten haben. Beim zweiten Dreh im Mai 2014 begleitet uns nicht mehr bloss die Koproduzentin, sondern zusätzlich ein Sicherheitsagent des Nationalen Filminstituts. Das Regime hat seine Restriktionen gegenüber Medienschaffenden nochmals verschärft. Im Gespräch mit den Menschen spüren wir immer wieder Misstrauen und Angst vor den Mächtigen in Colombo. Nicht nur in den tamilischen Gebieten. Trotzdem beklagen sich viele ehemalige Tsunami-Opfer über die Umsiedlung und ihre Lebenssituation, die sich nach dem Tsunami trotz Spendenmillionen kaum verbessert hat.