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SRF DOK Syriens Kinder im Krieg

Die achtjährige Farah hilft ihrem Vater Bomben zu bauen. Die fünfjährige Sara Ali erzählt, sie habe geträumt, man habe sie erschossen. Die Kinder Syriens zahlen einen hohen Preis für den Krieg ihrer Väter. «DOK» zeigt, wie Kinder den Alltag im Krieg überleben.

«DOK» am Mittwoch

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«Zwischen den Fronten: Syriens Kinder» , Mittwoch, 10. September 2014, 22:55 Uhr, SRF 1.

Sommer 2013. Zwei Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs ist Syriens zweitgrösste Stadt Aleppo praktisch zerstört. Gewisse Teile der Stadt werden von Präsident Assads Regierungstruppen kontrolliert, andere von den Rebellen, die ihn stürzen wollen. 200‘000 Menschen sollen aus Aleppo bereits geflüchtet sein. Aber einige Männer haben beschlossen, zu bleiben – und mit ihnen harren ihre Familien aus.

Ingenieur Abu Ali und seine Frau Hala leben in einem früheren Mittelstandsviertel. Heute verläuft dort eine der Frontlinien. Abu und Hala haben vier Kinder: Helen, Farah, Sara und Mohammed. Eine Familie im Krieg.

Syriens Kinder leiden unermesslich

Der 14-jährige Mohammed wünscht sich, die Revolution wäre bloss ein Traum gewesen: «Das ist kein Leben. Ich fühle nichts mehr. Menschenleben sind billig geworden.»

Der zermürbende Krieg in Syrien macht auch die Weltöffentlichkeit ratlos. Das Leid der Zivilbevölkerung ist unermesslich und besonders die Kinder leiden. «Das Leid, das die Kinder in Syrien seit Beginn des Konflikts durchmachen müssen, ist unaussprechlich und nicht hinnehmbar», sagte Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York. Im Dokumentarfilm «Syriens Kinder» von Anthony Wonke und Marcel Mettelsiefen erhalten diese Kinder eine Stimme.

Warum «DOK» diesen Film zeigt

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«Dieser Film ist für mich ein Muss. Denn er gibt Kindern im Krieg eine Stimme. Sie sind die vergessenen Opfer der Kämpfe ihrer Väter.»

Franziska Koller, Fremdproduktionen «DOK»

Eine Stimme für die Wehrlosen

Die fünfjährige Sara erinnert sich wehmütig an die unbeschwerte Zeit, als sie mit ihren Geschwistern in Aleppo umherstreifen und sich ein Eis kaufen konnte. Jetzt dürfen sie nicht mehr das Haus verlassen. Sara berichtet von ihren Albträumen. Da praktisch alle Schulhäuser zerstört wurden oder heute als Militärstützpunkte dienen, können die Kinder schon lange nicht mehr zur Schule gehen.

Die 13-jährige Helen unterrichtet deshalb ihre Geschwister. Ihr Bruder Mohammed vermisst seine Freunde, die meisten sind mit ihren Familien geflüchtet. Und ihm fehlt das Lernen – dass das wichtig wäre, weiss er.

Was der Film jedoch auch zeigt, ist die bedingungslose Loyalität der Kinder zu ihren Eltern. Die Kinder lieben ihren Vater – und somit auch seine Ansichten. Sie sind den Überzeugungen ihrer Eltern ausgeliefert und übernehmen deren Perspektive. Die Eltern Abu und Hala Ali wissen das und machen sich deswegen auch Vorwürfe.

Nach den Dreharbeiten entführt

Abu Ali wurde kurz nach dem Ende der Filmarbeiten von einer islamistischen Gruppierung entführt. Er ist noch immer verschwunden. Filmemacher Marcel Mettelsiefen geht davon aus, dass er getötet wurde. Seine Frau Hala und die Kinder haben Aleppo vor kurzem verlassen. Marcel Mettelsiefen versucht, die Familie nach Deutschland zu bringen.

Die Dokumentation «Syriens Kinder» hat den Cinema for Peace Award 2014 in Berlin gewonnen.

Reporter Marcel Mettelsiefen über das Schicksal der Familie

Für seine Syrienberichterstattung erhielt der deutsche Reporter und Fotograf Marcel Mettelsiefen zahlreiche Preise. Als Medizinstudent reiste er zunächst unter dem Vorwand Arabisch lernen zu wollen nach Syrien ein und konnte so inkognito über Rebellen und Assad-Anhänger berichten. Als diese Tarnung aufflog, reiste er immer wieder illegal über die Türkei nach Syrien und dokumentierte eindrücklich, wie Kinder den Alltag im Krieg erleben.

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