«Was gewinnt ein Mensch tatsächlich durch einen Sieg bei einer Castingshow? Das ist in meinem Film über Tiziana Gulino, der Gewinnerin der Castingshow «The Voice of Switzerland 2014» die zentrale Frage. Sie gewinnt einen Plattenvertrag. Aber nach ihrem Triumph läuft schnell nicht mehr alles nach Plan: Ihre Single floppt, die Medien quittieren das mit Häme. Und auch bei der Albumproduktion kann sie nur begrenzt mitreden. Trotzdem: Die Freude ist gross, als sie das eigene Album in den Händen hält.
Tiziana macht sich auf die Suche nach der eigenen musikalischen Identität. Als sie ihr Coach aus «the Voice», Marc Sway, mit auf Konzerttour nimmt, lernt sie das Leben eines Musikers von seiner wahren Seite kennen. Für Tizis Entwicklung sei nicht Erfolg das Wichtige, sondern Erfahrungen, ist Marc Sway überzeugt. Aber schafft sie mit diesen Erfahrungen den Einstieg ins Musikgeschäft? Schafft sie es von ihrer Musik zu leben? Der Weg ist hart und lang – Castingsieg hin oder her.
Während der Dreharbeiten habe ich gestaunt, wie locker Tiziana reagiert, wenn es nicht planmässig läuft. Ich fragte mich immer wieder: Stört es sie wirklich nicht? Weiss sie überhaupt, worum es geht? Ist es für sie einfach ein Spiel?
Die Eltern stützen und schützen
Eine zentrale Rolle spielen die Eltern. Sie sind immer an ihrer Seite, beraten sie – und setzen klare Leitplanken für die Teenager-Karriere. Tiziana darf ihrem Traum folgen – allerdings nur für ein Jahr. Dann soll sie wieder mit ihrer Ausbildung als Fachfrau Gesundheit weitermachen. Ein Drahtseilakt mit Netz also. Eine gute Entscheidung scheint mir. Aber schmälert dieses Schutznetz Tizianas Erfahrungen?
Lohnt es sich an einer Castingshow teilzunehmen? Ich weiss es bis heute nicht. Ich habe aber erkannt, dass Tizianas Geschichte nicht nur von ihr erzählt, sondern von den Träumen, Zielen und Wünschen vieler junger Menschen ihrer Generation. Ihr Gewinn ist, gelebt zu haben, wovon andere nur träumen.