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Tunnelgeschichten Alois Inderkum – Assistent der Oberbauleitung

«Beim Hochbau feiert man alle paar Monate ein Aufrichtfest. Beim Tunnelbau dauert es Jahre bis zum Durchschlag». Wenn der gelernte Maurer Alois Inderkum seine früheren Baustellen mit dem Bau des Gotthardtunnels vergleicht, kann man die Dimension dieses Jahrhundertbauwerk erst richtig einordnen.

Er fühlte sich stets privilegiert, als Urner ein Teil dieses so wichtigen Mammutprojektes sein zu dürfen. Denn Alois Inderkum musste schnell feststellen, dass er einer von wenigen Schweizern auf der Tunnelbaustelle war. Für die sehr komplexe Herausforderung am Gotthard holte man sich viele Spezialisten aus dem Ausland. Der Tunnelbau ist vor allem eine Domäne der Österreicher und Italiener, erklärt Inderkum, der fast schon etwas enttäuscht ist, dass in der Schweiz ein goldenes Handwerk am Aussterben ist.

Alois Inderkum wechselte 2000 vom Hochbau zu seinem jetzigen Arbeitgeber, der AlpTransit Gotthard AG. Als Assistent der Oberbauleitung hat er bis heute einen sehr breiten Einblick in sämtliche Arbeitsbereiche des Tunnelbaus. Neben administrativen Arbeiten war er auch immer wieder im Tunnel unterwegs und kontrollierte beispielsweise Bereiche der Arbeitssicherheit.

Tunnelgeschichten

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Es ist eine eigene Welt untertags. «DOK» zeigt Menschen im Berg: Tunnelbauer, Ingenieure und Schatzsucher – Gesichter des Gotthards.

Die Arbeit untertags war nur eine von vielen Umstellungen, an die sich Inderkum erst einmal gewöhnen musste. Am meisten beeindruckten ihn die Dimensionen der Tunnelbohrmaschinen. Es ist doch ein merklicher Unterschied, ob man auf dem Bau mit einer handelsüblichen Bohrmaschine zu tun hat, oder der Bohreinsatz einen Durchmesser von 9,8 Metern hat und 450 Meter lang ist. Dass dieser überdimensionierte Bohrer auch nicht so leicht aus dem Loch hinausgezogen werden kann, wenn er einmal feststeckt, musste Alois Inderkum 2005 miterleben. Nach gutem Vorankommen, stiess man in diesem Jahr unerwartet auf eine mit Wasser und Geröll gefüllte Kluft, die den Bohrkopf komplett blockierte. Was folgte, war eine sechsmonatige Notoperation 6000 Meter tief im Innern des Gotthards.

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