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Frieda Göttin erinnert sich an den Abschied ihrer Eltern
Aus DOK vom 24.03.2016.
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SRF DOK Zerrissene Missionsfamilien

Ein Leben fern der Familie, weil es die Mission so verlangte. Hunderte von Mädchen und Buben, deren Eltern in der Basler Mission dienten, erlebten dieses Schicksal. Nicht für alle war es eine schlimme Erfahrung. Aber bei manchen hinterliess die Trennung von den Eltern tiefe Wunden.

Zur Person

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Kathrin Winzenried arbeitet seit 2001 als Redaktorin und Moderatorin für «Kassensturz» und «DOK».

Es war daheim am Küchentisch als ich erstmals von dieser Geschichte der so genannten Missionskinder hörte. In einer Sendung auf Radio SRF 2 berichteten ältere Männer und Frauen aus ihrer Kindheit. Ich konnte kaum glauben, was sie erzählten. Sie berichteten vom herzzerreissenden Abschied von ihren Eltern und einem Wiedersehen nach langer Zeit, das die Familie nicht einfach wieder zusammenführte, sondern oft ein schwieriges Zurück zu einem Miteinander bedeutete.

Traumatischer Abschied

Jahre später, bei den Recherchen zu diesem Film, traf ich selber einige dieser ehemaligen Missionskinder. Eines von ihnen ist Frieda Göttin. Eine auf den ersten Blick lebenslustige 85-jährige Frau. Im Gespräch mit ihr merkte ich, wie tief die Verletzungen sind, die sie als Kind erfuhr. Insbesondere über den Abschied von den Eltern konnte sie kaum sprechen. «Hätten sie sich umgedreht und uns derart weinen sehen, ich glaube, sie hätten uns nicht verlassen», meint Frieda Göttin mit Tränen in den Augen. Nie könne sie diesen Moment vergessen.

«Auf Mission»

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Ein Themendossier von SRF Kultur über christliche Missionsarbeit. mehr...

Kindheit ohne Eltern

Das Reglement der Basler Mission schrieb bis nach dem Zweiten Weltkrieg vor, dass die schulpflichtigen Kinder der Missionare in die Schweiz zurückkehren mussten. Manche kamen bei Verwandten unter, viele im Kinderhaus auf dem Missionsareal in Basel. Frieda Göttin verbrachte acht Jahre im Kinderhaus. Eine Zeit, woran sie sich gerne erinnert, insbesondere an die Gemeinschaft mit den anderen Kindern. Als sie 14 Jahre alt war, gab es ein Wiedersehen mit den Eltern. Wie Fremde seien sie einander begegnet. «Wir kannten uns ja gar nicht mehr», erzählt Frieda Göttin. Eine Distanz, die immer geblieben sei und eine wirklich gute Beziehung verhindert habe.

Langwierige Aufarbeitung

Bis heute hadert Frieda Göttin mit dem Gedanken, dass Eltern ihre Kinder verlassen, um einen Missionsauftrag zu erfüllen. Und sie ist nicht die einzige, die so empfindet. Am jährlichen Missionskindertreffen zeigte sich bei so manchem ehemaligen Missionskind, welche Tragweite der Entscheid der Eltern für die Kinder bedeutete: Lebenslange Zweifel, ob einen die Eltern wohl tatsächlich geliebt haben.

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Treffen ehemaliger Missionskinder im damaligen Kinderhaus
Aus DOK vom 24.03.2016.
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