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Big Data: Das grosse Vermessen Big Data auf der Strasse

Car-to-X-Kommunikation verheisst eine bessere Zukunft auf den Strassen. Die Autos der Zukunft sind unter einander vernetzt und warnen sich gegenseitig vor Staus oder Glatteis – mit Hilfe von Verkehrsdaten, die dank Echtzeitanalysen allen Verkehrsteilnehmern zur Verfügung stehen.

Die Technologie soll in eine sichere und effizientere Zukunft führen: Autos, die miteinander vernetzt sind, sich mit der Verkehrsinfrastruktur austauschen, über Staus Bescheid wissen und sich gegenseitig vor Gefahren warnen – das alles in Echtzeit. Die Branche spricht von «Car-to-X Kommunikation» (siehe Video oben).

Für Autohersteller und Zulieferer eröffnet sich damit ein neues Geschäftsfeld, das sich bestens vermarkten lässt. Die intelligente Vernetzung soll zu weniger Unfällen, mehr Sicherheit, besserem Verkehrsfluss und weniger Emissionen führen. Und: Sie funktioniert grundsätzlich, wie mittlerweile mehrere Forschungsprojekte und Feldtests gezeigt haben.

«Rechenkapazitäten beliebig skalierbar»

Doch wie die ungeheure Datenmenge verarbeiten, die alle Verkehrsteilnehmer und die Infrastruktur – also Baustellen, Ampeln, Parkplätze,… – generieren sollen? «Es gibt keine Grenzen, die Rechenkapazitäten sind beliebig skalierbar», sagt Andreas Hecht, der bei Inrix die Automotive-Sparte verantwortet. Das US-amerikanische Unternehmen hat sich auf Echtzeit-Analysen von Verkehrsdaten spezialisiert.

Die Zusammenarbeit mit den Automobilherstellern ist dabei immer wichtiger geworden. Die Fahrzeuge liefern den Servern von Inrix Informationen zum Verkehrsfluss – und in Zukunft auch zum Strassenzustand, Wetter oder Pannenfahrzeugen. Und sie rufen über eine Cloud zugleich Verkehrsinformationen ab. Die Kommunikation läuft also in zwei Richtungen.

Flächendeckender Datenteppich nötig

Car-to-X geht aber noch einen Schritt weiter. Fahrzeuge sollen im Nahbereich direkt miteinander kommunizieren können und sich auch mit der Infrastruktur austauschen. Der Automobilhersteller Mercedes-Benz hat diese Technologie bereits auf die Strasse gebracht. Wenn etwa die Sensorik eines Fahrzeuges Eisglätte wahrnimmt, wird diese Information via Cloud an alle anderen Mercedes-Fahrer weitergeleitet.

Vermarkten lassen sich solche Dienste aber erst, wenn andere Autohersteller ins Geschäft einsteigen. Die Fahrzeugflotte von Mercedes ist viel zu klein, um flächendeckend eine zuverlässige Datenanalyse zu gewährleisten. «Car-to-X ist ein kooperatives System», sagt auch Mercedes-Sprecher Benjamin Oberkersch, «je mehr Fahrzeuge und Infrastruktur sich beteiligen, desto besser wird die Datenquantität sowie die Datenqualität.»

Beginn einer rasanten Entwicklung?

So werden auch Autos unterschiedlicher Herkunft miteinander kommunizieren können. Die Hersteller haben nämlich einen gemeinsamen Kommunikationsstandard. Technisch funktioniert er via Mobilfunk – entweder via Smartphone oder über ein eingebautes Modem. Branchenkenner gehen davon aus, dass ab 2016 bereits 80 Prozent der Neufahrzeuge in der Lage sein werden, sich intelligent zu vernetzen.

Fehlt da nur noch die Infrastruktur, das «X» der Zauberformel, das nicht zuletzt hohe Kosten verspricht. Die Kommunikation mit der Infrastruktur wie Ampeln oder Baustellen wird vorangetrieben – derzeit allerdings noch vorrangig in Forschungsprojekten wie «Cooperative Corridor Rotterdam – Frankfurt – Wien». Bei diesem internationalen Projekt geht es in erster Linie um Warnungen bei mobile Baustellen – dann also, wenn Einsatztrupps etwa Bäume an der Strasse schneiden. Informationen über ihren Standort würden frühzeitig an nahende Fahrzeuge gesendet.

Schweiz: Bedenken beim Datenschutz

Und die Schweiz? Vorläufig ist sie an keinem Projekt beteiligt. Das Bundesamt für Strassen (Astra) verfolgt die Entwicklung aber mit Interesse: Das Potenzial sei bemerkenswert, heisst es dort. Aber: «Nebst den technischen Investitionen ist der rechtlichen Seite dieser Entwicklung mindestens das gleiche Gewicht zu geben», sagt Mediensprecher Thomas Rohrbach gegenüber «Einstein». In der EU werde der Datenschutz derzeit etwas an den Rand gedrängt.

Andreas Hecht von Inrix hingegen hat in dieser Hinsicht keine grossen Bedenken, weil die Daten anonymisiert und verschlüsselt übertragen werden. Inrix sei in keinem Moment in der Lage, Fahrzeuge zu identifizieren. Doch selbst wenn der Verkehr in Zukunft inklusive Datenschutz flüssiger und sicherer würde: Weniger wird er sicher nicht.

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