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Gelbe Kabel stecken in einem Computersystem.
Legende: Goldadern? Ob Daten der Schweizer Behörden sich zu Geld machen lassen, hängt auch davon ab, wie sie für Nutzer aufbereitet werden. Keystone

Big Data: Das grosse Vermessen Die Schweiz hebt ihren Datenschatz – Schritt für Schritt

Der Staat erhebt Millionen von Datensätzen, von der Geburtenstatistik bis zur Sonnenscheindauer. Durch die schrittweise Veröffentlichung dieser Behördendaten erhofft sich der Bund einen transparenteren, effizienteren Staat – und Anreize für neue Wirtschaftszweige. Doch dazu ist noch Arbeit nötig.

Staatsdaten-Selbstbedienung

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Auf dem Open Government Data-Pilotportal des Bundes stehen mehr als 1800 Datensätze frei zur Verfügung – vom Gesundheitswesen, etwa mit Kennzahlen zu allen Schweizer Spitälern, über die exakten Gemeindegrenzen in der Schweiz bis zu den Resultaten von Abstimmungen zu Volksinitiativen. Eine Sektion mit Beispielen liefert Anregungen.

Einwohnerstatistiken, Wahlresultate, Strassenkarten: Behördendaten wie diese stellt der Bund bereits auf einem Web-Portal zur Verfügung. Es sind öffentliche Daten der Verwaltung, so genannte Open Government Data.

In der Schweiz setzt sich der Verein OpenData.ch seit längerem dafür ein, dass solche Daten frei und leicht zugänglich gemacht werden. Die Datensätze eröffneten teils ungeahnte Perspektiven, sagt OpenData.ch-Vizepräsident Hannes Gassert: «Alle diese Daten haben wir als Gemeinwesen erfasst und finanziert. Also müssen wir sie auch veröffentlichen – damit alle Leute ihre guten Ideen, die Daten zu nutzen, auch umsetzen können.»

Bislang nur ein Bruchteil verfügbar

Schätzungen der Bundesverwaltung zufolge sind derzeit erst rund zehn Prozent der Behördendaten frei zugänglich. Wo die Datenfreigabe nicht mit dem Datenschutz kollidiert, will die Bundesverwaltung den Rest ihres riesigen Datenbergs nun nach und nach freigeben – so sieht es der Bundesrat in seiner Strategie für Open Government Data vor.

Der Bundesrat verbindet mit dieser Publikation grosse Erwartungen, erklärt Peter Fischer vom Informatiksteuerungsorgan des Bundes. «Der Bund erhofft sich von Open Government Data einen Beitrag an die Innovationskraft der Schweizer Wirtschaft», sagt er, «mehr Transparenz, mehr Grundlagen für politische und wirtschaftliche Prozesse und nicht zuletzt eine Effizienzsteigerung in der Verwaltung.»

Eine Goldgrube? Schwierig abzuschätzen

Das mögliche ökonomische Potenzial von Open Government Data beziffert eine Studie vage auf 600 Millionen bis 1,8 Milliarden Franken. Dass sich der volkswirtschaftliche Nutzen von Open Government Data in Franken und Rappen messen lässt, bezweifelt jedoch Niklaus Stettler, Leiter des Schweizerischen Instituts für Informationswissenschaft in Chur: «An einen direkten Nutzen – etwa 20‘000 neue Jobs oder etwas in dieser Art – glaube ich nicht.»

Aber: Das Wissen einer Gesellschaft, die ihre Daten frei zugänglich mache, nehme sicher zu, so Stettler. Er erklärt das mit einem Beispiel für möglichen Nutzen von Open Government Data: «Überlegen Sie sich einmal: Lesen Leute an Orten, wo es viel Nebel hat, mehr, als Leute an Orten, wo es keinen Nebel gibt?» Eine Antwort liefere vielleicht die Verknüpfung von öffentlichen Daten – wenn nämlich Wetterdaten mit den Benutzerstatistiken von Bibliotheken verknüpft würden.

«Zusammenhänge nicht sofort ersichtlich»

Damit sich solche Informationen berechnen lassen, müsste der Bund seine Daten allerdings so zur Verfügung stellen, dass sie einfach miteinander zu verknüpfen sind. Die meisten Datensätze der Behörden schlummern derzeit aber isoliert in einzelnen Tabellen – was für den Nutzer problematisch sei, so Stettler: «Zusammenhänge zwischen der einen und der anderen Tabelle sind so nicht sofort ersichtlich», erklärt er, «in unserem Beispiel: Sie können nicht schnell herausfinden, ob es wirklich eine Korrelation zwischen Wetter und Bibliotheksnutzung gibt.»

Die Verwaltung sei sich dieser Mängel sehr wohl bewusst, sagt Experte Fischer vom Bund – und warnt zugleich vor allzu hohen Erwartungen: «Das ist ein schrittweiser Prozess.» Jedes Mal, wenn es darum gehe, einen Datenschatz zu heben, müsse der Aufwand neu abgeschätzt werden, so Fischer weiter – und das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag müsse auch stimmen.

Hoffnung auf Schweizer Expertise

Verglichen mit Pionierstaaten in diesem Bereich, etwa den USA oder Grossbritannien, sei die Schweiz eine Nachzüglerin, sagt OpenData.ch-Vizepräsident Gassert. Er blickt aber optimistisch in die Zukunft: «Mit ihren hervorragenden Hochschulen und Kreativ-Ausbildungen hat die Schweiz ein Potenzial für Open Government Data, das ungleich grösser als heute ist.»

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