Die Kuh kaut, der Bauer schaut zu – am Computer. In der Früherkennung von Krankheiten bei Kühen setzt die Forschungsanstalt Agroscope auf eine neue Technologie. Dazu wird ein Halfter mit Sensoren ausgestattet, welche die Kaubewegung der Kuh registrieren und automatisch an eine Zentrale schicken. Dort kann der Bauer die Daten analysieren. Das Prinzip: Entspricht die Kaubewegung einer Kuh nicht ihrem gewohnten Muster, könnte das ein Hinweis auf eine Erkrankung sein.
Hightech im Halfter ist aber noch lange nicht alles. Bereits gibt es Kühe, die ihre Brunst automatisch per SMS ankünden und Melkmaschinen, die durch ständige Bewegung ein Kalb imitieren, um die Eutermuskulatur der Kuh zu entspannen: Die Technologie in der Nutztierhaltung scheint keine Grenzen zu kennen .
Bauern als Datenmanager
«Die Technologie wird, trotz zahlreichen Erfindungen, den Bauer in der Nutztierhaltung nie ersetzen können», so Franz Nydegger, Verfahrenstechniker im Bereich Rindvieh an der Forschungsanstalt Agroscope, «lediglich die Arbeitsweise verändert sich massiv.» Anstatt nur noch auf dem Feld und im Stall zu arbeiten, übernehmen Bauern zunehmend die Überwachung von Herde und System.
Vorteile durch technologische Neuerungen ergeben sich für die Bauern durch die Möglichkeit, mit grösseren Kapazitäten zu arbeiten und Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Die Arbeit von Bauern soll einfacher und effizienter werden. «Das beginnt bereits bei der Aufgabe, die Kühe am Abend wieder in den Stall zu bringen. Mit einem GPS findet man sie wesentlich schneller», so Nydegger.
Die Hightech-Kuh zum Wohle von Mensch und Tier
Dient die Technisierung bei der Nutztierhaltung nun mehr dem Tier oder dem Menschen? Nydegger ist der Meinung, dass Kühe und Bauern gleichermassen von neuen Technologien profitieren sollten. Durch das neue Messhalfter beispielsweise bleiben dem Bauern hohe Kosten für den Tierarzt erspart – dem Tier ein langer Leidensweg oder sogar die Notschlachtung. Und eine gesunde Kuh produziert viel Milch.
Der Experte gibt jedoch auch zu, dass es in der Praxis durchaus Technologien gibt, die nur dem Menschen etwas bringen, dem Tier aber nichts. So nützt die neue Methode zur Erkennung der optimalen Brunstzeit einer Kuh wenig. Der Bauer jedoch kann sie zum richtigen Zeitpunkt besamen.
Gemäss Hansueli Huber, Geschäftsführer des Schweizer Tierschutzes, ist die Technisierung in der Kuhhaltung a priori keine schlechte Sache – es komme darauf an, wie man sie anwendet. Will man eine blosse Leistungssteigerung des Tieres erreichen, ist sie aus Sicht des Tierschutzes verwerflich.