Grossbritannien will eine Cyberarmee aufstellen und dazu eine Cyber-Reserve rekrutieren. In Deutschland gibt es seit 2011 das Nationale Cyber-Abwehrzentrum, und auch die Schweiz rüstet bei der Abwehr auf – mit mehr als zwei Dutzend neuen Stellen für die Bekämpfung der Cyberkriminalität. Abwehr-Experten kichern zwar darüber, doch ein Anfang im Cyberkrieg ist auch hier gemacht.
Dabei bedeutet «Cyber» gar nichts Atemberaubendes, sondern schlicht: Steuerung. Das Wort stammt aus dem Altgriechischen und bezeichnete einst die Kunst des Seefahrers, ein Schiff zu navigieren. Abgewandelt tauchte es zum ersten Mal in der Wissenschaft auf – mit einem Buch des Mathematikers Norbert Wiener aus dem Jahr 1948 über «Cybernetics». Der deutschsprachige Titel: «Kybernetik – Regelung und Nachrichtenübertragung in Lebewesen und Maschinen».
Doch Cyber war später auch der Markenname eines Grosscomputers der amerikanischen Control Data Corporation. In den 70er-Jahren galt er als leistungsstärkster Rechner der Welt – und sein Name war damit ein verlockender Begriff für Science-Fiction-Literaten. In den 80er-Jahren entstand der «Cyberpunk», eine düstere Spielart der Zukunftsliteratur: grau, gewalttätig, entmenscht und vereinsamt in Hightech- und Datenwelten, in denen skrupellose Konzerne das Sagen haben.
Das Wort Cyberspace findet sich konkret erstmals in der Kurzgeschichte «Burning Chrome» von William Gibson aus dem Jahr 1982. Es beschreibt eine Datenwelt aus vernetzten Rechnern, in die Menschen sich über eine neuronale Schnittstelle einloggen – ein Vorläufer jener «Matrix» also, die in der gleichnamigen Filmtrilogie ab 1999 Millionen Kinobesucher fesselte. So wurde Cyber allmählich zum hippen Synomym für Datenwelten und das Internet – und von dort aus war es zu Cyberkrieg und Cybermobbing nicht mehr weit.