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Das grosse Nemo-Interview Nemo: «Zoë Më hat gute Chancen, den ESC zu gewinnen»

Wäre Nemo nicht gewesen, hätten wir dieses Jahr kein grosses ESC-Fest in der Schweiz. Dank Nemo und dem Ohrwurm «The Code» konnte die Schweiz letztes Jahr in Malmö erst zum dritten Mal in der Geschichte den ESC gewinnen. Nemo hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Interviews gibt das Bieler Musiktalent nur noch wenige. SRF News konnte den 25-jährigen ESC-Star persönlich zum Gespräch treffen – im 30. Stock eines Hotels hoch über dem ESC-Gelände in Basel.

Nemo

Schweizer Musiktalent

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Nemo – geboren am 3. August 1999 als Nemo Mettler in Biel (BE) – gewann mit dem Song «The Code» für die Schweiz den Eurovision Song Contest (ESC) 2024 in Malmö. Nemo identifiziert sich weder als Mann noch als Frau und ist damit die erste offen non-binär lebende Person, die den Eurovision Song Contest gewonnen hat. 

SRF: Sie waren letztes Jahr in Malmö für die Schweiz am ESC – was ist Ihr erster Eindruck von Basel?

Nemo: Hier in Basel ist alles ein bisschen kompakter und näher beieinander. Man spürt die Stimmung besser. Ich habe das Gefühl, dass es mehr Leute auf der Strasse hat und dass es mehr Angebote gibt. Ich glaube, die Schweiz ist aufgeregter und freut sich vielleicht etwas mehr als Schweden, das den ESC schon sieben Mal gewonnen und ausgetragen hat (lacht).

Es ist extrem selten, dass ein Land zweimal hintereinander gewinnt. Aber ich sage, es könnte passieren und einer von diesen seltenen Fällen sein.

Wie schätzen Sie die Chancen Ihrer Nachfolgerin, Zoë Më, ein, die die Schweiz in Basel mit dem Song «Voyage» vertritt?

Ich glaube, sie hat sehr gute Chancen. Es ist extrem selten, dass ein Land zweimal hintereinander gewinnt. Aber ich sage, es könnte passieren und einer von diesen seltenen Fällen sein. Ich fände es so toll, wenn der ESC nochmals in die Schweiz kommt. Zoë Më hat ein unglaublich schönes Lied. Es ist mega berührend und emotional. Die Performance ist einzigartig. Ich glaube, es steht nicht viel im Weg.

Es stellt sich für mich einfach die Frage, was das Publikum will und was die Jury. Es ist immer die Frage, wie viele Acts eher Jury-Acts und wie viele Publikum-Acts sind und ob sich diese Acts gegenseitig die Stimmen wegnehmen oder nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass der Song von Zoë Më das Rennen machen könnte.

Sie selbst haben damals mit Ihrem Lied «The Code» viel Persönliches offenbart – darin ging es um Ihre Selbstfindung und Ihre non-binäre Geschlechtsidentität. Haben Sie ein Jahr später das Gefühl, dieser Prozess der Selbstfindung ist innerlich abgeschlossen?

Ich habe das Gefühl, die Identität ist so vielschichtig – egal, ob man es auf die Geschlechtsidentität oder generell auf Identitätsfragen bezieht. Es ist für mich ein wunderbarer und nie endender Prozess. So sehe ich das. Es ist eine ständige Weiterentwicklung und eine Auseinandersetzung mit mir persönlich, was mir auch viel Freude macht.

Ich möchte mich besser verstehen und genauer definieren können, wie ich mich sehe in dieser Welt, wo mein Platz ist und wer ich bin. Darum hoffe ich, dass dieser Prozess nie abgeschlossen sein wird.

Was sind die schönsten Momente, die Sie im vergangenen Jahr am meisten geprägt haben?

Ich glaube, das Coolste in diesem Jahr war, dass ich Fehler machen, ausprobieren und dazulernen durfte und nun besser verstehe, was ich will. Zu merken, dass ich bei meiner Musik und Bühnenperformances auf mein Gefühl vertrauen kann und dass das, was man spürt, irgendwo verstanden wird, das hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben. Es hat mir auch geholfen, mir selber zu vertrauen, wenn es um Entscheidungen geht.

Haben Sie vielleicht noch einen Tipp oder Rat für die nächste Person, die den ESC gewinnen wird?

Jeder Person, die gewinnt und die wie ich eher neu in der internationalen Musikwelt ist und noch nicht so viel Musik geschrieben hat, der rate ich: Mach nach dem Sieg nur einen Monat Promo. Danach geh ins Studio und nimm dir Zeit für deine Musik. Man muss nicht alles machen, was andere einem vorschlagen – man sollte auf sein eigenes Bauchgefühl hören.

Das Gespräch führte Sandra Brand.

SRF 1, Eurovision Song Contest, 13.5.2025, 21:00 Uhr ; 

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