Kurz vor dem Start des Eurovision Song Contests in Basel werden die politischen Diskussionen rund um den ESC hitziger. In einem offenen Brief haben mehrere ehemalige ESC-Künstlerinnen und -Künstler den Ausschluss Israels vom Anlass gefordert.
Gegenüber einer britischen Newsplattform hat Nemo nun verkündet, den Aufruf zu unterstützen.
Nemo sagt in einem Interview mit der Newsplattform Huffpost, dass die Handlungen des israelischen Staates fundamental im Widerspruch zu den Werten des ESC stünden.
Persönlich finde es Nemo unsinnig, dass Israel Teil dieses ESC sei. Das Management von Nemo hat gegenüber dem «Tagesanzeiger» bestätigt, dass Nemo diese Aussagen getätigt habe.
Nemos Aussage überrascht SIG
Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG), sagt, Nemos Aussage habe ihn überrascht – und er nehme sie mit Bedauern zur Kenntnis: «Israel gehört seit Jahrzehnten zum ESC dazu. Wenn nun auch Nemo als Gesicht des ESC in der Schweiz einen solchen Ausschluss fordert, bekommt diese ganze Debatte ein zusätzliches Gewicht.»
Pauschale Forderungen, die einen Ausschluss Israels fordern, heizen die Stimmung weiter auf.
Kritik an der Politik von Israel sei zwar legitim. «Aber pauschale Forderungen, die einen Ausschluss Israels fordern, heizen die Stimmung weiter auf», so Kreutner. Mit diesem Aufruf würden die Werte, die Nemo selbst vertrete, mit Füssen getreten.
SRG und EBU betonen freie Meinungsäusserung
Die Organisatoren des ESC sind die Europäische Rundfunkgesellschaft EBU und die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG. ESC-Sprecher Edi Estermann sagt, man nehme die Äusserungen von Nemo zur Kenntnis, es gelte die freie Meinungsäusserung – auch rund um den ESC.
Für die Auftritte am Song Contest selbst sind politische Botschaften nicht erwünscht. Seit diesem Jahr gelten zudem neue Regeln – so dürfen bei den Auftritten keine politischen Flaggen mehr gezeigt werden.
ESC-Sprecher Edi Estermann sagt dazu: «Nemo hat den Code of Conduct akzeptiert und unterschrieben, so wie alle anderen Künstler auch. Wir gehen davon aus, dass Nemo diesen respektiert, sobald Nemo an einem unserer Events auftreten wird.»
Die Europäischen Rundfunkgesellschaft EBU betont auf Anfrage ebenfalls die Meinungsäusserungsfreiheit – und sagt, dass der ESC ein Event sein soll, der alle Menschen zusammenbringe. Der Eurovision Song Contest versteht sich seit je her als unpolitische Musikveranstaltung und hat dies im Reglement auch so festgehalten.
Dennoch spielt die Politik immer wieder eine Rolle – auf der Bühne – und, wie die jüngste Diskussion zeigt, oft auch neben der Bühne. Und Ruhe dürfte noch nicht einkehren: Pro Palästina Aktivistinnen und Aktivisten haben für die kommende ESC-Woche Demonstrationen angekündigt.