Ein Blick in die Wettküchen ein Tag vor dem ESC-Finale zeigt wenig Veränderungen zum Stand vor den Halbfinals. Zumindest bei den beiden Favoriten tut sich seit Wochen nichts. Gemäss dem Fanportal eurovisionworld.com bleibt das Trio KAJ aus Schweden mit 42 Prozent Gewinnchance auf Platz 1, gefolgt vom Countertenor JJ aus Österreich.
Wenn Glücksspielende Tipps abgeben, stützen sie sich nicht nur auf die Qualität der Songs: Auch die Höhe der Streamingzahlen, Social-Media-Hypes und die Performance an den Pre-Partys fliessen mit ein.
Reality-Check im Halbfinale
Der wirkliche Gradmesser ist aber die Live-Performance im Halbfinale. Da zeigt sich: Hält der Act, was er performativ und gesanglich verspricht? Wie behauptet er sich auf der grossen Bühne? Wie reagiert das Publikum? Nach dem ersten Halbfinale am Dienstagabend in Basel hat dieser Reality-Check einiges durchgerüttelt: Die Niederlande und die Schweiz kletterten gemäss eurovisionworld.com im Ranking nach oben, auf Platz 4 bzw. Platz 8.
Das zweite Halbfinale hat indes nur wenig Bewegung ins Spiel gebracht: Erika aus Finnland schwang sich auf ihrem goldenen Mikrophon in die Top five. Und die drei Britinnen «Remember Monday» stiegen von Platz 17 auf Platz 11. Das Schlusslicht bilden nach wie vor Portugal und Armenien.
Es kann auch ganz anders kommen
So wie Wetterprognosen können auch Wettprognosen ziemlich trügen. Das zeigte sich vor einem Jahr: Nur gut 15 Prozent aller, die ESC-Wetten abschliessen, setzten Nemo auf den ersten Platz. Diese Woche lagen die Buchmacher schon mal voll daneben: Red Sebastian wurde vor dem ersten Halbfinale noch auf Platz fünf gehandelt. Das Televoting-Publikum am Dienstag sah aber rot und liess den Belgier nicht ins Finale.
Wie verlässlich sind die Rankings also? Der Blog ESCXTRA hat die Wetten der vergangenen Jahre analysiert und bescheinigt den Buchmachern grundsätzlich einen guten Riecher: in 82 Prozent der Fälle (also in 14 von 17 ESC-Finales) landen mindestens drei der fünf Wett-Favoriten dann im Finale auch wirklich in den Top Five.
Wetten, dass Schweden wieder gewinnt?
Ein Muster zeigt die ESC-Wettgeschichte: Wenn die Buchmacher den siebenfachen ESC-Sieger Schweden zum Favoriten erküren, sind sie, vor allem in der letzten zwei Dekaden, besonders treffsicher. 2015 wetteten die meisten, dass Måns Zelmerlöw das Rennen macht. Und so geschah es. Auch den Sieg von Loreen 2012 und 2023 sagten sie korrekt voraus.
Wenn das so weiter geht, hält am Samstag Abend das Musik-Comedy-Trio KAJ die Trophäe in der Hand. Ihr Sauna-Song «Bara bada bastu» dominiert nicht nur die Spotify-Streamings, sondern auch in Basel geht bei diesem folkigen Ohrwurm die Party ab: In der St. Jakobshalle wird mitgegrölt, im Euroclub tanzen alle die Choreo. Aber vielleicht bleibt die Jury, deren Meinung beim Finale 50 Prozent zählt, skeptisch. Und dann wird’s bei «12 points go to» wieder spannend.