Einen Monat nach seinem 106. Geburtstag ist der Luzerner Maler, Zeichner und Bildhauer gestorben. Erni verstarb in der Hirslanden Klinik St. Anna in Luzern. Wie seine Familie eine Meldung von «20minuten.ch» bestätigte, entschlief er friedlich.
Vom Vermessungstechniker zum Künstler
Bei der Wahl zum Schweizer des Jahres wurde der damals 100-jährige Hans Erni 2009 für sein Lebenswerk ausgezeichnet – und dieses ist reichhaltig. Gewachsen in über 80 künstlerisch aktiven Jahren.
Nach zwei Lehren als Vermessungstechniker und Bauzeichner in den zwanziger Jahren fing Hans Erni an zu malen und fand seinen Stil zwischen abstrakter und gegenständlicher Kunst. Sein erster grosser Auftrag, ein Wandgemälde für die Landesausstellung 1939, fünf Meter hoch und hundert Meter lang, brachte ihm den Durchbruch.
Hans Ernis Schaffen war politisch umstritten
Erni stellte seine Kunst auch stets in praktische Dienste – immer wieder entwarf er Plakate, in welchen er sein Engagement für eine gerechtere Welt durchscheinen liess. Erni setzte sich ein für die Einführung der AHV oder des Frauenstimmrechts, später für den Naturschutz und gegen Atomwaffen.
Dies brachte ihm allerdings früh den Ruf eines Kommunisten ein – besonders ein Plakat für die Gesellschaft «Schweiz – Sowjetunion», das er 1944 gestaltet hatte. Dieser Ruf hatte für Hans Erni zur Folge, dass eine neue Serie Schweizer Banknoten, die er Ende der 30er-Jahre entworfen hatte, auf Druck eines Parlamentariers wieder eingestampft wurde.
Hans Ernis private Schicksalsschläge
Auch privat musste Hans Erni Rückschläge hinnehmen. Seine erste Frau Gertrud Bohner starb 1948 bei einem Reitunfall und hinterliess ihn mit einer Tochter. Ein Jahr später heiratete Erni die 18 Jahre jüngere Doris Kessler. Von ihren drei gemeinsamen Kindern starb eine Tochter siebenjährig an Leukämie. Das Ehepaar wohnte ab 1956 in Luzern, in einem Haus, das Erni selbst entworfen hatte, und wo er auch sein Atelier betrieb.
In dieser Einsiedlerklause entstanden über Jahrzehnte hinweg Ernis Werke. Während der 50er- und 60er-Jahre gewann er zunehmend internationale Anerkennung. Die Schweizer Kunstszene aber gab sich gegenüber Erni stets skeptisch. Man warf ihm Massenproduktion vor und sprach seinen Werken den individuellen Wert ab.
Kunst auf Briefmarken und Medaillen
Erni hatte tatsächlich nie Berührungsängste mit der massenhaften Reproduktion seiner Zeichnungen und Gemälde: Unter anderem entwarf er Briefmarkenserien für die Schweiz und Liechtenstein.
Auch der Sport lag ihm am Herzen. Medaillen für Ruder- und Handballweltmeisterschaften gehörten ebenfalls zu seinen Schöpfungen. Erni war selbst lange Zeit erfolgreicher Aktivsportler, als Turner, Leichtathlet, Skifahrer und zuletzt im Landhockey.
Hans Erni bezeichnete sich als Arbeiter
Als Künstler erhielt Erni in der Schweiz endgültige Anerkennung, als 1979 in seiner Heimatstadt Luzern das Hans-Erni-Museum eröffnet wurde. Doch für den damals 70-Jährigen war das kein Grund, sich auf die faule Haut zu legen.
Noch über 30 Jahre lang war Erni künstlerisch produktiv, stets begleitet von Ehefrau Doris. Sein letztes grosses Wandgemälde vollendete er 2009. Es ziert den Eingang zum Sitz der UNO in Genf. Die Ideen gingen Hans Erni nie aus und er arbeitete bis ins höchste Alter.
Warum er so aktiv bleiben konnte, erklärte er an seinem 100. Geburtstag gegenüber «Glanz & Gloria»: «Mein Leben ist einfach, wie das eines Arbeiters. Am Morgen gehe ich zur Arbeit, aber diese Arbeit macht mir Spass, sie befriedigt mich.»
(mit Agenturmaterial der SDA)