Du bist seit über sechs Jahren Direktorin von SRF. Wie sieht dein Arbeitstag aus?
Nathalie Wappler: Einen typischen Arbeitstag gibt es bei mir nicht: Jeder Tag sieht anders aus, das empfinde ich auch als grosses Privileg. Ich starte jeden Tag mit unseren Radio-Nachrichten und höre durch den Tag immer wieder einen unserer Sender. Dann werden früh erste Mails beantwortet und Termine vorbereitet. Im Anschluss geht es los: Planungsgespräche, Sitzungen mit der SRG oder Einzelbesprechungen mit Kolleginnen und Kollegen stehen auf meiner Agenda. Aber ich vertrete SRF auch nach aussen hin, zum Beispiel im August beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) im Glarnerland. Ab und zu nehme ich zudem an internationalen Treffen teil: So reise ich Ende Oktober nach Wien zur Koproduktionstagung, bei der sich die Sender ARD, ORF und SRF austauschen werden. Die Mischung aus ganz unterschiedlichen Terminen ist spannend – aber auch herausfordernd.
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Bild 1 von 4. Auch am Swiss Economic Forum vertritt Nathalie Wappler jährlich SRF: hier im Interview mit Moderator Reto Lipp. Externe Anlässe gehören ebenso zu ihren Aufgaben wie … . Bildquelle: SRF/Romel Janeski.
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Bild 2 von 4. … interne Veranstaltungen: An einem Apéro für Mitarbeitende, die Preise für ihr Schaffen gewonnen haben, unterhält sich die SRF-Direktorion mit Moderatorin Mona Vetsch (rechts) und Redaktorin Elisabetta Antonelli (links). Bildquelle: SRF/Gian Vaitl.
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Bild 3 von 4. Zentral für Nathalie Wapplers Tätigkeit: die enge Zusammenarbeit mit der SRG, vertreten durch Generaldirektorin Susanne Wille . Bildquelle: SRF/Gian Vaitl.
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Bild 4 von 4. Auch schwierige Themen gehören zu ihrem Job: Nathalie Wappler beantwortet in der Sendung «Forum» auf Radio SRF 1 Publikumsfragen zum Thema «Spart SRF am richtigen Ort?». Rechts im Bild: Moderator Rafael von Matt. Bildquelle: SRF/Gian Vaitl.
Wer so eng getaktete Arbeitstage hat, braucht auch einen Ausgleich. Was gibt dir im Alltag Kraft?
Vor der Arbeit gehe ich gerne frühmorgens im Hallenbad schwimmen. Eine Stunde schwimmen ist für mich wie eine Stunde Urlaub. So habe ich Power für den Tag. Ausserdem habe ich eine kleine Hündin namens Lani, die mich manchmal ins Büro begleitet. Sie hebt allein durch ihre Präsenz oftmals die Stimmung – und ist nebenbei der wohl bestinformierte Hund der Schweiz (lacht). Nach der Arbeit ausgiebig mit ihr spazieren zu gehen, lädt meine Batterien selbst nach einem stressigen Tag wieder auf. Ausserdem höre ich gerne Musik und liebe es, Klavier zu spielen.
Die Medienlandschaft ist einem zunehmenden Druck ausgesetzt. Wie schätzt du die Situation ein?
Natürlich mache ich mir Gedanken, wenn ich sehe, was der Spardruck mit der Branche macht. Und auch SRF muss ja bekanntlich sparen, daran führt kein Weg vorbei. Gleichzeitig schaffen wir es als Medienbranche – auch dank der Digitalisierung –, dass die Menschen in der Schweiz so gut und schnell informiert sind wie noch nie zuvor. Umso wichtiger ist es, dass wir diese Qualität hochhalten und auch den Regionaljournalismus als einen unserer elementaren Aufträge weiter pflegen.
Du hast Anfang September nach über 20 Jahren bei SRF und der SRG deinen Rücktritt per Ende April 2026 bekanntgegeben. Wird dir der Gegenwind zu rau?
Nein. Meine Arbeit ist anstrengend – aber sie bereitet mir auch täglich grosse Freude. Dennoch möchte ich, bevor ich in Pension gehe, noch einmal etwas Neues machen. Im April sind es dann sieben Jahre als Direktorin von SRF und insgesamt über 20 Jahre im Unternehmen – es war eine herausfordernde, aber erfüllende Zeit. Nun möchte ich Platz für Neues schaffen: für SRF, aber auch für mich. Und bis Ende April werde ich mich mit voller Kraft weiter engagieren, denn der Service public liegt mir auch weiterhin sehr am Herzen.