Samstagnacht in einer alten Zürcher Kantonsschul-Turnhalle: Hier feiert Zoes Clique heimlich eine Party. Es wird getanzt, geflirtet – auch Drogen sind im Spiel. Die Nacht endet in einer Katastrophe: Zoe wird vergewaltigt. Niemand weiss, wer es war. Was ist in dieser Nacht passiert? Und was bedeutet das für die Beteiligten? Diesen Fragen geht die neue, fiktive SRF-Hörspielserie «Das mit de Zoe» nach, indem sie die Vorkommnisse Schritt für Schritt rekonstruiert.
Schauspielstudierende sprechen die Rollen
Zweieinhalb Wochen lang haben die Sprecherinnen und Sprecher den Podcast aufgenommen, knapp zwei Monate dauerte die Postproduktion – seit Anfang Juni ist er nun online zu hören. Viele von ihnen sind Schauspielschülerinnen und -schüler, also selbst im Alter der Zielgruppe.
So auch Amélie Luise Hug: Sie studiert Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). In «Das mit de Zoe » spielt sie Zoes beste Freundin Sofie, welche die Rolle einer Ermittlerin einnimmt, mit ihren Schulfreundinnen und -freunden spricht und Alibis sammelt. Je länger sie nachforscht, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge. «Mit Sofie kann ich mich sehr gut identifizieren», sagt Amélie Luise Hug. «Vor allem mit ihren feministischen Zügen und dem Kampf gegen die Ungerechtigkeit.»
Generationenübergreifende Thematik
Obwohl das Hörspiel die Lebenswelt der Jugendlichen in den Fokus rückt, ist es Amélie Luise Hug wichtig, damit verschiedene Generationen zu erreichen. Themen wie Sexismus oder sexualisierte Gewalt seien schliesslich im Alltag präsent. «Wir müssen diese so erzählen, dass keine Fronten geschaffen werden, sondern Hand in Hand dagegen vorgegangen wird», so die Schauspielstudentin.
Im exklusiven Videointerview erzählt sie gemeinsam mit Sprecher Rino Hosennen, was sie an der Erzählweise von «Das mit de Zoe» so fasziniert:
Die Frage nach dem «Wie» stelle sich besonders im Gebrauch der – oft diskriminierenden – Jugendsprache, so Amélie Luise Hug. Diese soll einerseits möglichst authentisch wirken, andererseits aber niemanden ausschliessen oder verletzen. «Auch wir als junges Team waren da manchmal gefordert», erzählt sie. Es gelte, ein gutes Mittelmass zu finden, damit die Serie ihre Glaubwürdigkeit behalte.
Bewusstsein wächst
Doch «Das mit de Zoe» sei keine seichte Geschichte – im Gegenteil: «Die Serie ist ganz schön explizit und heftig», so Amélie Luise Hug. Umso wichtiger war für sie der Zusammenhalt, der sich während der Produktionsarbeiten im Cast entwickelt hat. Die Spielerinnen und Spieler haben gemeinsam gegessen, den Feierabend ausklingen lassen und sich so gegenseitig beim Verarbeiten dieser sensiblen Themen unterstützt.
«Wenn ich mit erfahreneren Schauspielerinnen und Schauspielern spreche, merke ich, dass in unseren Kreisen eine ganz neue Generation an Darstellenden heranwächst», erklärt sie. Das Bewusstsein für Konsens und Austausch – gerade beim Produzieren von expliziten Szenen – sei gestiegen, so Amélie Luise Hug. Der Cast tausche sich darüber aus, wie weit man in welcher Situation gehen könne und müsse.
Verschiedene Köpfe, verschiedene Bilder
Das Medium Hörspiel erscheint ihr dabei besonders ideal, um explizite Themen aufzurollen. Der Grund? Die Hörerinnen und Hörer würden eigene Bilder kreieren, ihre Fantasie werde angeregt. Wie sich die Protagonistinnen und Protagonisten Sofie vorstellen, ist individuell und alleine durch die Stimme beeinflusst. «Wahrscheinlich sehe ich in den Köpfen der Hörerinnen und Hörer sehr unterschiedlich aus – ich würde sie gerne mal fragen, ob sie ein Bild von Sofie zeichnen können», sagt die Sprecherin und lacht.