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TV-Nachrichtenchef Gregor Meier nimmt Interessierte auf eine Führung durch das News- und Sportcenter von SRF mit.
Legende: TV-Nachrichtenchef Gregor Meier nimmt Interessierte auf eine exklusive Führung durch das News- und Sportcenter von SRF mit. SRF

Im News- und Sportcenter «Es ist unsere Aufgabe, auf Falschmeldungen aufmerksam zu machen»

Als TV-Nachrichtenchef bei SRF kennt Gregor Meier das News- und Sportcenter in Zürich wie seine eigene Westentasche. Im Interview erzählt er, welche Momente im 24-Stunden-Newsbetrieb am spannendsten sind und was Interessierte erwartet, die an der Exklusiv-Führung teilnehmen können.

Du arbeitest schon seit 30 Jahren bei SRF. Was hat dich ursprünglich dazu bewogen, Journalist zu werden?

Gregor Meier: Genau, ich habe damals noch als Student am Newsdesk von «10vor10» angefangen. Dies mit der Motivation, die Welt besser verstehen zu wollen und dieses Wissen wiederum zu vermitteln. Für mich war deshalb schon früh klar: Ich will Journalist werden.

Künstliche Intelligenz (KI) und der Medienwandel sorgen für herausfordernde Zeiten in der Newsbranche. Wie schaust du in die Zukunft?

Im Kern geht es im Journalismus auch heute noch darum, Informationen zu filtern, zu gewichten und einzuordnen. Dabei orientieren wir uns daran, was uns selbst wichtig erscheint, und daran, was unsere Zuschauerinnen und Hörer interessiert. Mit KI sehen wir uns vermehrt mit einer Vielzahl an rasch generierten Inhalten, wie Videos oder Fotos konfrontiert, die nicht authentisch sind. Ich sehe es als neue Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten, auf solche falschen Inhalte aufmerksam zu machen.

Falschmeldungen identifizieren und einordnen – das tönt nach Sisyphusarbeit.

Tatsächlich ist es so, dass die Fake-News-Industrie uns immer einen Schritt voraus ist. Wichtiger ist deshalb, dass wir als Medienhaus eine verlässliche Informationsquelle darstellen und dass die Leute wissen, dass bei uns klare publizistische Leitlinien gelten. Wichtig ist auch, dass wir diverse Kontrollorgane haben, die unsere Arbeit überwachen – wie die Ombudsstelle oder die unabhängige Beschwerdeinstanz.

Zur Person

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Gregor Meier arbeitet seit fast 30 Jahren bei Schweizer Radio und Fernsehen. Er war von 1995 bis 2004 Redaktor bei «10vor10», anschliessend Redaktor, Produzent, stellvertretender Redaktionsleiter bei der «Tagesschau» sowie als Sonderkorrespondent tätig. Seine Stelle als Nachrichtenchef und stellvertretender Chefredaktor TV hat Gregor Meier seit zehn Jahren inne.

Wie kommt KI im Newsroom von SRF zum Einsatz?

Meist da, wo reine Fleissarbeit gefragt ist. Zum Beispiel beim Bearbeiten von grossen Datensätzen. Am Ende können wir das Ergebnis aber nie unhinterfragt übernehmen. KI kann sehr hilfreich sein, aber sie entbindet uns nicht davon, alles zu kontrollieren. Als TV-Nachrichtenchef muss ich zudem sagen, dass der Einsatz von KI im visuellen Bereich begrenzt ist. Im Fernsehen können wir KI-generierte Inhalte nur dann nutzen, wenn wir die Technologie als solches zeigen wollen.

Angesichts der nie ruhenden Newswelt ist es nicht leicht, den Blick fürs grosse Ganze zu wahren. Was rätst du diesbezüglich deinen Teamkolleginnen und -kollegen?

Dies ist tatsächlich der grösste Unterschied zu jener Zeit, als ich im Journalismus angefangen habe. Damals gab es Agenturmeldungen und mit der Zeit Webseiten von anderen Medienhäusern wie CNN, New York Times oder im Inland vom Tagesanzeiger, Blick und NZZ und das war’s. Heute kommen etliche Kanäle im Social-Media-Bereich hinzu. Den Überblick behält man am besten, indem man eigene Quellen hat, die man gut kennt und von denen man weiss, dass sie vertrauenswürdig sind.

Zur Verlosung

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«Hallo SRF!» bietet Interessierten Gelegenheit, das News- und Sportcenter in Zürich Leutschenbach zu besuchen. Die 6x2 Plätze für eine exklusive Führung durch den Newsroom, inklusive Teilnahme an einer Morgensitzung der Redaktion, werden verlost. Die Führung findet am Freitag, 4. Oktober 2024 von 9 bis ca. 10.40 Uhr in Zürich am SRF-Standort Leutschenbach statt. Die Verlosung ist mittlerweile geschlossen.

Auch das News- und Sportcenter in Zürich Leutschenbach schläft nie . Welches ist für dich die spannendste Zeit im Arbeitsalltag?

Die Arbeit im News- und Sportcenter ist sehr strukturiert, wir haben eine klare Rollen- und Schichtverteilung und jede und jeder weiss, was es in dieser Funktion zu tun gibt. Mir sind diejenigen Momente am liebsten, in denen etwas Unvorhergesehenes passiert. Solche Momente brechen etablierte Strukturen auf und zwingen einen immer wieder, spontane Entscheide zu fällen und schnell zu reagieren. Als etwa das Attentat auf Donald Trump verübt wurde, mussten wir das Programm im TV umstellen und ich habe gemerkt, wie sehr die Mitarbeitenden in solchen Momenten zusammenspannen und am selben Strick ziehen.

Nun haben Interessierte die Gelegenheit, Einblick in euren Arbeitsalltag im News- und Sportcenter zu erhalten. Was erwartet sie?

Die Gewinnerinnen und Gewinner werden an unserer Morgensitzung teilnehmen können und mitverfolgen, wie wir entscheiden, welche Inhalte wir in der App, im Radio und TV produzieren. Sie werden dabei verschiedene Akteure sehen: Sendungsproduzenten, Fachjournalistinnen, Themenplaner, Social-Media-Spezialistinnen, Grafiker und viele mehr.

Was ist im Newsjournalismus anders, als man sich das von aussen vorstellt?

Wenn unsere Zuschauerinnen und Hörer Sendungen konsumieren, nehmen sie das Endprodukt wahr. Sie sehen, hören oder lesen einen fertigen Beitrag. Doch dahinter steckt sehr viel mehr: die Recherche, das Suchen von Auskunftspersonen, das Interview, das Schneiden eines Video- oder Audiobeitrags, das Berücksichtigen der Redezeiten sowie medienrechtliche Aspekte und so weiter. Es sind so viele Personen am Ende beteiligt, die man nicht im Beitrag sieht – ausser man kommt ins News- und Sportcenter!

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