Skandalroman oder Sittengemälde?
Virginie Despentes wird oft als Skandalautorin beschrieben, als eine Art weibliche Houellebecq. Wo Houellebecq aber vor allem zynisch und defätistisch ist, ist der Skandel bei Despentes nie Selbstzweck. Sondern im Dienste eines Feminismus, der keine Angst vor Dreck oder Aggression hat: In Büchern wie «King Kong Theorie» oder dem Film «Baise-moi».
Mit «Vernon Subutex» schlug Despentes ein neues Kapitel auf in ihrem Schriftstellerinnenleben. Es nichts weniger als ein Sittengemälde, vom Paris unserer Zeit. Es erzählt von einem ganzen Milieu, von Musikern, Punks, Filmemacherinnen und Journalisten. Einem Milieu, das in den 80ern seine grosse Zeit hatte. Doch die ist vorbei. Die einen suchen ihr Glück im kleinbürgerlichem Leben, die anderen im Alkohol.
SRF-Redaktorin Esther Schneider hat übrigens mit Virginie Despentes über ihren Roman gesprochen:
Ein Roman mit Playlist
Bei diesem Milieu wundert es nicht, dass man auf jeder zweiten Seite von «Vernon Subutex» über Song-Titel stolpert:
Und das hat natürlich auch mit der Hauptfigur zu tun: Vernon Subutex.
Vom Punk zum Penner
Vernon war DJ und Besitzer eines Plattenladens. Hatte Geld, Drogen und Frauen, viele Freunde und vor allem: Keine Sorgen. Das ist vorbei. Der Plattenladen geht pleite, das Einkommen ist weg und bald auch die Wohnung.
Subutex kommt bei Freunden und Bekannten unter, ein Couchsurfing, das irgendwann auf der Strasse endet. Aber bis dahin noch einmal einen Einblick gibt, in all die Wohnungen, in all die Arten, wie sich seine alten WeggefährtInnen eingerichtet haben in der neuen Zeit.
Vom Roman zum Hörspiel
In der neuen SRF-Produktion bekommen sie nun eine Stimme, all die Frustrierten, Arrivierten und Therapierten. Entstanden ist ein zweiteiliges Hörspiel, eine Irrfahrt durch das Paris von heute. Ein Sittengemälde, eine literarische Stadtführung, eine soziologische Exkursion. Und vor allem Eins: Ein grosses Hörvergnügen.
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