Viele der ehemals kommunistischen EU-Länder haben ein Problem mit der Korruption. Meist geht es um Bestechung im Zusammenhang mit der Vergabe öffentlicher Aufträge. Doch in Ungarn hat die Korruption eine neue Qualität erreicht, sagt Balint Magyar, ein Soziologe und ehemaliger liberaler Politiker. In gewöhnlichen korrupten Gesellschaften unterwandern Geschäftsleute und Oligarchen den Staat mit Schmiergeldern. In Ungarn laufe es umgekehrt, so Magyar. Viktor Orban und seine Freunde nutzten die komplette Kontrolle über den Staat und seine Institutionen, um die Wirtschaft zu übernehmen. Und die EU heize mit ihren Subventionen die Entwicklung noch an.
Wenn Magyar Recht hat, dann nehmen viele westeuropäische Beobachter Orbans Angriffe auf Flüchtlinge, die EU und den Liberalismus zu ernst – und übersehen, dass ein Clan rund um den Paten Viktor Orban sich das Land und seinen Reichtum unter den Nagel reisst. Harte Vorwürfe. Doch wer sich in Ungarn umhört, kommt zum Schluss, dass da einiges dran sein könnte.