Schon 1974 sassen Fussballfans gebannt vor den Fernsehern. In der Bundesrepublik Deutschland fand die Fussballweltmeisterschaft statt. Dumm, wenn da der Fernseher aussteigt. Für die damals neue Fernsehsendung «Kassensturz» war dies ein Anlass, TV-Reparaturgeschäfte zu testen.
«Alles ist verblüfft gewesen»
Der Chef des technischen Unterhalts beim Schweizer Fernsehen baute in Farbfernseher einen kleinen Defekt ein: Eine kaputte Sicherung. Die Reparaturkosten sollten maximal 30 Franken betragen..
«Kassensturz»-Mitarbeiterin Ruth Waldburger, heute eine erfolgreiche Filmproduzentin, brachte die so präparierten Fernseher in neun verschiedene Fachgeschäfte. Einige Geschäfte verlangten überrissene Preise: bis zu 150 Franken. Roger Schawinski, erster Redaktionsleiter von «Kassensturz», konfrontierte Geschäftsinhaber mit ihren teuren Serviceleistungen.
Roger Schawinski erinnert sich: «Alles ist verblüfft gewesen, dass es so etwas überhaupt gibt, dass man Leute kritisch hinterfragt, dass man sich nicht einschüchtern lässt.» Am meisten verblüfft sei der Fernsehdirektor gewesen, so Schawinski. Dieser musste jeweils die Klagen beantworten.
1985 realisierte der damalige Redaktionsleiter Beat Hurni einen legendären Test: Kassensturz lud die Braumeister der sechs grössten Brauereien zur Blinddegustation. Einfache Frage: Finden sie heraus, welches ihr eigenes Lagerbier ist?
Das Resultat war ernüchternd. Die Bierbrauer erkannten ihr eigenes Bier nicht. Nur einer fand sein eigenes Bier heraus. Genauso gut hätten die Braumeister rein zufällig ein Bier wählen können.
Urs P. Gasche, «Kassensturz»- Redaktionsleiter von 1986 bis 1996, sagt zum Bier-Test: «Der Test hat aufgezeigt, dass der Unterschied bei den Bieren praktisch null ist, weil ja alle die Biere so zusammengebraut werden, dass sie dem Mehrheitsgeschmack entsprechen.»
Tölpelhafte Detektive
Zahlreiche Anbieter von Dienstleistungen nahm «Kassensturz» unter die Lupe. So auch Privatdetektive, Vertreter einer verschwiegene Branche. «Kassensturz» gab Privatdetekteien den Auftrag, eine angeblich untreue Ehegattin zu überwachen - eine Schauspielerin. Der Test zeigte: Die angeblichen Überwachungsprofis kamen rasch ins Schwitzen und verhielten sich mitunter tölpelhaft.
Kultstatus erlangte die Serie «Profis am Werk» von 2001, in der «Kassensturz» mit versteckter Kamera Handwerker testete. Protagonistin war die rüstige Rentnerin Jacqueline Portonier, die vermeintliche Profis in ihr Haus beorderte.
Zum Beispiel Schlüsseldienste. Erst der dritte Handwerker bemerkte das absichtlich offen gelassene Fenster und konnte der ausgeschlossenen Rentnerin so rasch und günstig helfen. Andere machten es auf die brachiale Tour und bohrte kurzerhand das Schloss auf.
Spektakuläre Seilpark-Tests
Spektakulär war ein Test im Jahr 2010: Kassensturz testete erstmals in der Schweiz verdeckt acht Seilparks. Das Kassensturz-Testteam entdeckt beängstigende Mängel: Karabiner, die nicht nicht richtig schliessen oder eine mögliche Verletzungsgefahr durch spitze Schrauben. Auch ging es oft lange, bis die Betreiber auf die Hilferufe einer Testperson reagierten.
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Nebst solchen Dienstleistungstests deckten unzählige Labortests von «Kassensturz» Produktemängel auf. Auch bei Lebensmitteln. So zeigte eine Labortest im Jahr 2012, dass die Cervelat ein Hygieneproblem hat. Über die Hälfte der Proben wiesen zu viele Keime auf.
Dem Komiker Beat Schlatter, der in zahlreichen «Kassensturz»-Beitragen auftrat, verderben solche Tests bisweilen den Genuss: «Man kann nicht mehr so entspannt einkaufen wie früher. Man schaut immer was es drin hat und was es kostet. Das erschwert mein Leben manchmal beim Einkaufen.»