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Arbeit Granit aus Indien: Kindersklaven schuften für Schweizer Kunden

Für Küchenabdeckungen, Gartenwege und Grabsteine aus Granit schuften in indischen Steinbrüchen Kinder. Ein neues Label will dem ein Riegel schieben.

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Für Küchenabdeckungen, Gartenwege und Grabsteine aus Granit schuften in indischen Steinbrüchen Kinder. Ein neues Label will dem ein Riegel schieben.

In die Schweiz werden jährlich schätzungsweise 10'000 bis 20'000 Tonnen Granit importiert. Steinproduzent Marco Marazzi aus Kreuzlingen verkauft jährlich rund 300 Tonnen Granit, die zu Grabsteinen verarbeitet werden. Jeden dritten Granitblock bezieht er aus Indien. Granit aus Indien ist günstig, trotz Transportkosten über tausende Kilometer. Doch in den indischen Granitsteinbrüchen arbeiten Kinder. Selbst kleine Kinder müssen unter unmenschlichen Bedingungen sechs Tage die Woche in Staub und Lärm Granit schlagen. Benjamin Pütter vom deutschen katholischen Hilfswerk Misereor hat dies immer wieder beobachtet. Vor drei Jahren gab sich der Kinderarbeitsexperte in Indien als Granithändler aus und verschaffte sich so Zugang zu den Steinbrüchen, die für den Export arbeiten. Dabei konnte er auch Filmaufnahmen machen. Diese zeigen unter anderem, wie Kinder zu dritt einen schweren Pressluftbohrer halten. Alleine wären sie dazu zu schwach. "Den Kindern, die in Steinbrüchen arbeiten müssen und nicht in die Schule gehen dürfen, nimmt man die Zukunft weg", sagt Pütter.

In den Steinbrüchen arbeiten ganze Familien. Viele haben sich vom Eigentümer in einer Notsituation Geld geliehen und müssen nun ihre Schulden abarbeiten. Auch die Kinder dieser Familien werden zum Arbeiten gezwungen. Die schweren Pressluftbohrer sind so laut, dass viele Kinder schwerhörig sind. Auch junge Mütter, besonders in Steinbrüchen für den lokalen Markt, sind Leibeigene des Steinbruchbesitzers. "Diese Mütter müssen jeweils etwa eine Wochen nach der Geburt wieder arbeiten. Die Babies nehmen sie in den Steinbruch mit, und der Steinbruchbesitzer teilt dann an die Babies Heroin aus, damit sie nicht schreien", weiss Pütter. Im Steinbruch verdient eine ganze Familie pro Tag 60 Rupien. Das sind weniger als zwei Franken.

Steinimporteure wie die Firma Marazzi wissen oft gar nicht, aus welchem Steinbruch ihr Granit stammt. Der weltweite Handel läuft über mehrere Zwischenhändler. Das verschleiert die Herkunft der Steine. Die Steinhändler vertrauen ihren Lieferanten. "Mein Lieferant versichert mir, dass er nur in Steinbrüchen ohne Kinderarbeit einkauft. Und das glaube ich ihm", sagt Marco Marazzi. Beim Küchenhersteller Arbonia Forster mit Sitz in Arbon können die Kunden aus 36 verschiedenen Granitmustern aus aller Welt wählen. Jedes vierte stammt aus Indien. Geschäftsführer Edgar Oehler beteuert, er habe bis vor kurzem gar nicht gewusst, dass auch Kinder in den Steinbrüchen arbeiten. Ob ihm seine Lieferant Granit ohne Kinderarbeit verkauft, kann er deshalb nicht garantieren.

Mit der Ungewissheit soll jetzt Schluss sein. Das neue Label Xertifix garantiert Granitblöcke, die frei sind von Kinder- und Sklavenarbeit. Das katholische Hilfswerk Misereor unterstützt das Label. Schweizer Importeure können sich direkt an Xertifix wenden (siehe Links). Edgar Oehler von Arbonia Forster ist froh über das neue Label. "Es ist absolut notwendig, denn nur so kann man Kinderarbeit unterbinden und den Kindern dort eine Zukunft geben", sagt Oehler. Und Steinproduzent Marazzi glaubt, dass mit Xertifix die indischen Exporteure gezwungen werden, Kinderarbeit in den Steinbrüchen zu bekämpfen. "Es gibt höchstens zehn grössere Lieferanten in Europa, und die können sich gar nicht erlauben, Kinderarbeit zu fördern. Sie werden das Label sicher postwendend umsetzen", sagt Marazzi. Gestern hat Xertifix mit den Kontrollen begonnen. Erstmals besuchen Kontrolleure unangemeldet die indischen Granitsteinbrüche und überprüfen sie auf Kinderarbeit.

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