Anfangs September steht Zarina Bried bei der Wahl des «Prix Courage 2011» der Zeitschrift Beobachter als Nominierte nochmals im Rampenlicht. Ende September ist die 36jährige Filipina arbeitslos. Ihr Gang an die Öffentlichkeit hat das Arbeitsverhältnis mit der Reinigungsfirma Vebego zunehmend belastet.
Putzen im Akkord
Kassensturz berichtete vergangenen Dezember wie Zarina Bried im Zürcher Luxushotel Marriott Akkordarbeit verrichten musste. Sie und ihre Kolleginnen wurden nach Anzahl gereinigter Zimmer bezahlt und nicht nach den effektiv geleisteten Arbeitsstunden. Sie hatten vier Zimmer pro Stunde zu reinigen.
Egal wie gross oder wie schmutzig ein Zimmer war, es galt: 15 Minuten pro Zimmer. Diese Abrechnungsweise führte zu einem Stundenlohn von unter 10 Franken. Ein klarer Verstoss gegen den Gesamtarbeitsvertrag der Reinigungsbranche, der eine Abrechnung nach Arbeitszeit und einen Stundenlohn von 17.05 Franken vorschreibt.
Aufgrund der Kassensturz-Berichterstattung leitete die Paritätische Kommission der Reinigungsbranche eine Untersuchung ein. Vebego musste über die Bücher und den rund 40 Zimmermädchen Lohnnachzahlungen leisten. Ausserdem rechnet Vebego seit April dieses Jahres nach Stunden ab.
Es ist das Verdienst von Zarina Bried, dass die Zimmermädchen des «Marriott» nun den Mindestlohn von 17.05 Franken pro Stunde bekommen. Mit diesem bescheidenen Stundenlohn sind sie heute besser gestellt als viele Reinigungskräfte in anderen Hotels der Schweiz.
Stundenlohn von 17 Franken als Erfolg
Vebego wollte sich zur Entlassung von Zarina Bried nur schriftlich äussern. Die stetigen Presseberichte hätten die Situation erschwert und seien nicht vertrauensbildend gewesen. Vebego schreibt: «Wir führten mehrere Gespräche mit Frau Bried und haben uns in bestem Einvernehmen getrennt.»
Das heisst: Zarina Bried ist freigestellt und bekommt während dreier Monate ihren Lohn. Ausserdem zahlt ihr Vebego einen Deutschkurs, damit sich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen.
«Ich würde wieder so handeln»
Der Druck an ihrem Arbeitsort sei einfach zu gross geworden, sagt Zarina Bried. Das couragierte Zimmermädchen befürchtet, dass im Hotel nach ihrer Entlassung wieder die alten Zustände einkehren.
«Dieser Gedanke macht mich traurig. Aber ich bereue nichts. Ich würde wieder so handeln», sagt Zarina Bried. «Das ist vielleicht auch der eigentliche Grund meiner Entlassung. Sie wissen, dass ich nicht still bin, wenn etwas schief läuft.»