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Arbeit Rente oder Kapital: Rat mit Eigeninteressen

«Kassensturz» hat verdeckt Banken, Versicherungen und Vermögensverwalter getestet. Die Frage: Empfehlen die Berater einer Testkundin bei der Pensionierung eine Rente oder der Bezug des Kapitals? Fazit: Nicht alle Finanzfirmen beraten korrekt.

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Es ist ein klarer Fall. Beim Profil der «Kassensturz»-Testkundin kommt nur ein Rentenbezug in Frage. Die 61-jährige Frau hat neben dem Pensionskassenkapital nur wenig Vermögen,  besitzt keine Anlageerfahrung und kann das Kapital niemandem vererben.

Vorsorgeexperte Florian Schubiger, der das Testprofil miterarbeitet hat, erklärt: «Zentral ist die Sicherheit. Man muss bis ans Lebensende ein regelmässiges Grundeinkommen sicherstellen. Und das kann man am besten mit einer sicheren lebenslangen Rente aus der Pensionskasse.»

Viele Finanzfirmen beraten korrekt

Faustregeln

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Die Entscheidung «Rente oder Kapital» zu fällen, hängt von vielen persönlichen Vermögenswerten und Umständen ab. Die Wahl vereinfachen sollten diese Faustregeln .

«Kassensturz» will herausfinden, was Finanzberater einer Kundin in einem solch klaren Fall einer empfehlen. Positives Resultat: In der Stichprobe raten die meisten Finanzfirmen vom Kapitalbezug ab. Axa-Winterthur, Helvetia, Raiffeisen UBS und Zürich beraten korrekt und empfehlen die Rente.

Doch nicht immer handeln Finanzfirmen im Interesse der Kunden, erklärt Josef Marbacher, Professor für Finanzmanagement an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Aus der Praxis kennt er mehrere Fälle von Falschberatungen. Ein Grund sei, dass Finanzberater mit Kommissionen viel Geld verdienen können, wenn sie das Pensionskassenkapital anlegen.

Finanzberater mit Eigeninteresse

«Die Finanzinstitute schauen primär, dass man das Kapital herausnehmen kann. Und zwar ganz einfach, weil das Kapital langfristig Einkommen bedeute», sagt Finanzexperte Marbacher.

In der Kassensturz-Stichprobe rieten auch die Credit Suisse und das VZ Vermögenszentrum vom vollen Kapitalbezug ab.  Die Credit Suisse empfahl die Rente, schloss aber auch den Bezug eines Teils des Pensionskassenkapitals nicht aus.

Jetzt erklärt Credit Suisse auf Anfrage von Kassensturz: Im Beratungsgespräch sei die Rente die erste Option gewesen. Der Teilkapitalbezug sei aufgrund des vorhandenen Budgets nicht zu empfehlen.

Auch das VZ Vermögenszentrum empfahl in der Beratung die sichere Rente oder die Auszahlung eines Teils des Kapitals, was mehr Flexibilität erlaube.  Das VZ schreibt Kassensturz dazu: «Als Kassensturz den Test beendete, waren noch diverse Fragen offen. Die Beratung war somit noch nicht abgeschlossen. Das VZ empfiehlt für diesen Kundenfall grundsätzlich die Rente.»

Eine fragwürdige Empfehlung

Die Stichprobe zeigt: Es gibt auch Finanzberater, die vor allem ans eigene Portemonnaie denken. Die Firma BZ Berater Zentrum AG rechnet in ihrer Vorsorgeplanung mit hohen Renditen von teilweise über 6 Prozent und empfiehlt den vollen Kapitalbezug im Alter 64.

Ein solcher Vorsorgeplan funktioniere nicht, kritisiert Experte Schubiger. Die BZ Berater Zentrum AG verteidigt hingegen ihre Beratung und schreibt «Kassensturz»:  «Wir sind klar der Meinung, dass wir - im Rahmen des möglichen - eine seriöse und ausgewogene Beratung präsentiert haben.»

Bei einer Pensionierung mit 64 sei für die Testperson auch der Kapitalbezug «eine mögliche Option». Es sei auch problemlos möglich, bei einer dynamischen Anlage eine Rendite von 6 Prozent zu erreichen.

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