Die SBB ist eine Grosskundin auf dem Kleidermarkt: Für ihre rund 28‘000 Angestellten bestellt sie jährlich Berufskleidung für sieben Millionen Franken. Den drei Hilfswerken Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein fehlt der Nachweis, dass diese Textilien fair produziert wurden. Sie verlangt daher, dass die SBB der Fair Wear Foundation beitritt. Die SBB als staatsnaher Betrieb müsse hier Verantwortung übernehmen.
SBB sieht keinen Handlungsbedarf
Die SBB erwidert, sie könne es sich gar nicht leisten, keine fair produzierten Kleider zu beschaffen. Sie verfolge eine faire und verantwortungsvolle Beschaffungspolitik. Zudem sei die SBB bereits Mitglied bei der BSCI (Business Social Compliance Initiative). Diese verfolge dieselben Ziele wie die Fair Wear Foundation.
Die Ziele mögen die gleichen sein. Die Umsetzung wird jedoch bei weitem nicht gleich kontrolliert. Die BSCI ist eine Initiative aus der Textilbranche. Die Hilfswerke kritisieren, dass deren Kontrollen in den Fabriken nicht unabhängig seien. Bei Gesprächen mit Textilarbeiterinnen über die Arbeitsbedingungen seien beispielsweise Vorgesetzte anwesend. Es fänden keine unangemeldeten Betriebskontrollen statt.
Die Post ist einen Zug voraus
Die Fair Wear Foundation dagegen ist eine breit abgestützte Organisation, bei der auch Nichtregierungs-Organisationen mitarbeiten. Arbeiterinnen werden in einem geschützten Rahmen ausserhalb der Fabrik zu den Arbeitsbedingungen befragt. Die drei christlichen Hilfswerke wollen daher, dass die SBB die Standards der Fare Ware Foundation anwendet. Die Post mache dies seit 2012 vor. Denn für staatsnahe Betriebe, welche Steuergelder erhielten, müsse eine erhöhte Sorgfaltspflicht gelten, meinen die Hilfswerke.