Das schwerste Tier in der Rinder-Gruppe von Katrin Häubi wiegt knapp 700 Killo. «Wenn mir ein Mensch auf die Füsse steht, ist das womöglich ärgerlich», scherzt die Neu-Bäuerin.
«Wenn das aber eine Kuh tut, ist das wirklich problematisch.» Häubi ist auf der Alp oberhalb Habkern im Berner Oberland ganz alleine. Hilfe per Handy zu rufen ist kaum möglich, denn rund um ihr Häuschen und um den Stall herum hat sie keinen Empfang.
Temporär-Bäuerin aus Liebe
Normalerweise erledigt Katrin Häubi Arbeiten auf einem Büro: «Dann sitze ich acht Stunden vor dem PC. Für mich ist die Arbeit als Rinderbetreuerin völlig neu», erzählt sie strahlend.
Als Vorbereitung auf die neue Aufgabe hat die Büroangestellte aber in einer einwöchigen Schnupperlehre beim Bauern im Dorf gelernt, wie man Rinder in den Stall bringt und vor allem wie man sie am richtigen Platz anbindet.
Den Ferienjob als Quasi-Älplerin macht die 52jährige aus Liebe. Und zwar aus Liebe zum Hüttchen, das im Naturschutzgebiet im Grossraum des Grünenbergpasses im Berner Oberland steht.
«Als ich vor rund 25 Jahren zum ersten Mal hier war, wusste ich, dass ich dieses Häuschen gerne mieten würde», schwärmt Katrin Häubi noch heute.
«Jetzt hat mir das die Alpgenossenschaft unter der Bedingung ermöglicht, dass ich einen Monat auf die Rinder aufpasse. Diese Chance liess ich mir auf keinen Fall entgehen», sagt sie.
Flicken, misten und schreiben
Nebst der Betreuung der Tiere gehört es auch zu den Aufgaben von Katrin Häubi, die Brunnen auf ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen und allenfalls zu reparieren.
Das Ausmisten des Stalls ist selbstverständlich und auch das Instandhalten der Hochmoorzäune, welche das Naturschutzgebiet vor den Rindern schützt, gehört zum Aufgabengebiet der «Ferienjöbblerin.»
«Für mich ist das ein geniales Nebeneinander von Naturschutz des Hochmoors und Tradition der Alpwirtschaft, die die Bergschaft hier betreibt», meint die Temporär-Bäuerin.
In der freien Zeit, die noch übrig bleibt, schreibt Katrin Häube ein Tagebuch, welches sie später veröffentlichen möchte. Langweilig wird es ihr also ganz und gar nicht. Ihren «alten» Job vermisst sie denn momentan auch nicht. «Mir fehlen, nebst den Freunden, eigentlich nur drei Dinge: Mein Lebenspartner, mein Garten und mein Badezimmer.»
Steckbrief
Name : Katrin Häubi
Alter : 52
Wohnort : Steffisburg BE
Beruf : Sachbearbeiterin
Ferienjob : Rinderalp betreuen
Motivation : Das Null-Komfort-Alphüttli im Naturschutzgebiet Seefeld-Hogant zu mieten, war ein jahrzehntelanger Traum von Katrin Häubi - nun ist er wahr geworden! Einzige Bedingung: sie muss die 21 Rinder während eines Monats betreuen und einstallen.
Diese Ferienjobs werden vorgestellt:
- 22.7. Kochen im Ferienlager
- 30.7. Mithilfe im Tierheim
- 6.8. Wanderwege bauen
- 13.8. Holzschlag und Biotoppflege