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Automatische Stimmenerkennung Swisscom beerdigt still und heimlich den Voiceprint

Stimmprofile der Kunden speichern, um sie zu identifizieren: Vor gut drei Jahren hat die Swisscom den Voiceprint eingeführt. Wer sich bei der Hotline meldete, dessen Stimm-Merkmale wurden im Hintergrund analysiert und gespeichert. Nun ist die Swisscom wieder davon abgekommen.

Vor gut drei Jahren hat die Swisscom bei ihrer Kunden-Hotline den sogenannten Voiceprint, den Stimmabdruck, eingeführt. Dabei analysieren Computer im Hintergrund die Stimmmerkmale des Anrufers. Also wie hoch oder tief er spricht, wie schnell, mit welchem Akzent.

Besserer Schutz vor Betrügern

Sobald es bei einem nächsten Gespräch dann um sensible Themen wie Passwörter oder Rechnungen geht, gleicht der Computer die Stimme des Anrufers mit seinem gespeicherten Stimmprofil ab. Dies ermögliche eine einfachere Identifizierung der Kunden, sagte die Swisscom damals. Und das Verfahren schütze auch besser vor Betrügern.

Das System war standardmässig aktiviert. Wer keinen Stimmabdruck wollte, musste dies aktiv unterbinden. Auch einzelne Banken wie etwa die Postfinance wenden den Voiceprint schon an. Andere Telekomanbieter wie Sunrise oder Salt haben bislang aber darauf verzichtet.

Bei der Swisscom wurde der Stimmabdruck aber nun dauerhaft deaktiviert. Still und heimlich. Nur über Twitter und Branchen-Online-Plattformen hört man davon.

Swisscom: «Es lohnt sich nicht»

Auf Anfrage des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» erklärt Swisscom-Sprecherin Annina Merk, man habe das Verfahren eingestellt, weil es schlicht und einfach zu wenig benötigt worden sei: «Die Zahl der Stimmabdrücke ist so klein, dass sich weitere Investition in dieses System für uns nicht lohnen.»

Voiceprints seien nur dann aktuell gewesen, wenn es um sensible Anfragen gegangen sei, so Merk. Davon habe es nur eine relativ kleine Zahl gegeben. Und: Immer mehr Kunden würden für ihre Anliegen das Internet nutzen.

Bestehende Dateien gelöscht

Die Swisscom sagt, man habe bereits alle gespeicherten Stimmprofile gelöscht.

Grundsätzlich habe das System aber gut funktioniert und sei auch von den meisten Kunden gut akzeptiert gewesen. Nur wenige Kunden hätten es kritisiert oder unterbunden, dass ihr Stimmprofil automatisch gespeichert wurde. Der Entscheid, das Verfahren einzustellen, habe aber nichts mit dieser Kritik zu tun, sagt die Swisscom-Sprecherin.

Strenge Datenschutzauflagen

Da es sich bei Stimmaufnahmen um sensible biometrische Daten handelt, gelten auch strenge Datenschutzauflagen für den Stimmabdruck: «Ist bei einem solchen System eine zentrale Speicherung der biometrischen Erkennungsmerkmale der zu identifizierenden Person erforderlich, so müssen die Betreiber dafür besorgt sein, dass die Betroffenen vorgängig umfassend informiert werden, ihnen eine Alternative zum biometrischen Erkennungssystem angeboten wird und sie explizit und freiwillig in die Datenbearbeitung einwilligen», schreibt das Büro des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragen auf Anfrage von «Espresso».

Ausserdem dürften die zentral gespeicherten Daten nur für die spezifische Verifikation verwendet und nicht an Dritte weitergegeben werden.

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