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Auto verliert Rad und Garage will nicht haften
Aus Kassensturz vom 04.10.2011.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 42 Sekunden.
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Umwelt und Verkehr Autorad während Fahrt abgebrochen

Ein Auto verliert während der Fahrt plötzlich das rechte Vorderrad. Die Besitzerin hatte das Fahrzeug erst vor kurzem als Occasion erstanden. Die Verkaufsgarage aber lehnt jede Verantwortung ab. Obwohl sie kurz vor der Übergabe noch die Räder am Auto gewechselt hatte.

L.V. war Ende März mit dem Auto seiner Mutter unterwegs, einem Jeep Compass. Den Wagen hatte seine Mutter knapp drei Wochen zuvor als Occasion bei einer offiziellen Jeep-Vertretung gekauft.

Weil er während der Fahrt auf der Autobahn ein lautes Geräusch hörte, hielt er an und kontrollierte das Fahrzeug. Er konnte jedoch an Reifen, Bremsen oder Federung nichts Auffälliges entdecken.

Garage riet zur Weiterfahrt

Zur Sicherheit rief er die Verkaufs-Garage an. Dort wusste man auch keinen Rat. «Ich wurde aufgefordert, das Auto gleich zur Werkstatt zu fahren.» Ein fataler Rat.

Die Geräusche wurden während der Weiterfahrt immer lauter und dann fing auch das Steuerrad an zu vibrieren. L.V. nahm das Auto erneut in Augenschein, konnte aber wieder nichts feststellen.

Mit einem Knall brach ein Rad ab

Um kein Risiko einzugehen, fuhr er den Rest der Strecke auf der Hauptstrasse weiter. Die Vibrationen nahmen aber so stark zu, dass das Auto kaum noch in der Spur blieb. L.V. beschloss, die Fahrt abzubrechen.

Kaum angehalten hörte L.V. einen lauten Knall und er musste verblüfft zusehen, wie sich das rechte Vorderrad löste und über ein Trottoir in ein Gebüsch knallte.

«Das Ganze hätte schlimm ausgehen können. Das Rad hätte ein Kind treffen oder schon auf der Autobahn abbrechen können.» Glücklicherweise blieb es beim Sachschaden: Eine kaputte Bremsscheibe, drei abgerissene Radbolzen und ein demolierter Kotflügel. Die Reparaturkosten betragen über 6500 Franken.

Experten: Radmuttern nicht korrekt angezogen

Den Jeep hatte seine Mutter bei Auto Steinmann in Wädenswil gekauft. Es war erst die dritte Fahrt mit dem Wagen. Für sie gibt es nur eine Erklärung für das abgebrochene Rad: «Die Garage hatte kurz vor der Wagenübergabe noch die Sommerräder montiert. Da muss jemand die Radmuttern nicht korrekt angezogen haben.»

Ein unabhängiges Gutachten belegt, dass das Rad «infolge geringen Anzugsmoments» abgebrochen ist. Zu Deutsch: Die Radmuttern waren zu locker angezogen. Und auch

die Schadenexperten der Zürich-Versicherung, wo L.V.s Mutter kaskoversichert ist, kommen zum Schluss: Die Radmuttern waren nicht korrekt angezogen.

Garage lehnt jede Haftung ab

Sie ging davon aus, dass die Verkaufsgarage für die Reparatur aufkommen würde. Doch weit gefehlt: «Auto Steinmann hat einfach abgeblockt und meine Briefe nicht mehr beantwortet. Da musste ich einen Anwalt einschalten. Inzwischen musste ich das Auto auf eigene Kosten reparieren lassen, weil ich nicht solange darauf verzichten kann.»

Auto Steinmann weist auch gegenüber «Kassensturz» einen Fehler bei der Radmontage kategorisch zurück: «Unsere Arbeitsabläufe sind so ausgestaltet, dass ein solches Versäumnis ausgeschlossen werden kann. […] Lockere oder mit zu wenig Anzugsmoment angebrachte Radmuttern hätten unweigerlich viel früher zu einem Radverlust geführt.»

Radmuttern können sich auch erst später lösen

Dem widerspricht allerdings Peter Riedwyl, ehemaliger Direktor des TCS und unabhängiger Schadenexperte: «Wenn man die Radmuttern nicht mit dem richtigen Drehmoment angezogen hat, dann ist es möglich – und hier wahrscheinlich –, dass sie sich auch erst nach einigen hundert gefahrenen Kilometern lösen und das Rad abbricht.»

Nach der Anfrage von «Kassensturz» bei Auto Steinmann kam aber doch noch Bewegung in die Sache. Nachdem die Garage sie monatelang hingehalten hatte, hat sie die Kosten der Reparatur inzwischen übernommen. Allerdings nur aus «Kulanz». Man wolle ihr «als Kundin einen umfassenden Service» bieten.

Wie werden Radmuttern korrekt montiert?

  • Für Laien ist es kaum erkennbar, wenn Radmuttern falsch angezogen sind. Ist man bei der Radmontage aber dabei, gibt es ein einfaches Indiz für korrektes Anziehen.
  • Die Radmuttern sollten nicht bloss mit dem Pressluft-Schrauber angezogen werden, sagt Jürg Stauber, Chef-Experte beim TCS Prüfcenter in Volketswil. Die Radmuttern sollten danach unbedingt noch mit dem sogenannten Drehmoment-Schlüssel angezogen werden. Nur so sei garantiert, dass die Räder nicht zu wenig oder auch zu fest angezogen werden.
  • Denn auch zu stark angezogene Radmuttern sind gefährlich: So können die Radbolzen überdehnt werden und ebenfalls abbrechen.

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