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Briefmarken günstiger als bei der Post
Aus Espresso vom 11.03.2020. Bild: SRF
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Wie soll das möglich sein? Briefmarken günstiger als bei der Post

Ein Prospekt wirbt für «Briefmarken immer fünf Prozent unter dem Postpreis». Kann das seriös sein?

Ein KMU im Kanton Freiburg erhielt kürzlich einen Werbeprospekt, der Briefmarken mit fünf Prozent Rabatt anpries. Eine 1-Franken-Marke gibt es also für 95 Rappen. Die Firmenchefin beschlich ein ungutes Gefühl: «Das kann nicht seriös sein.» Der Anbieter verdiene so doch gar nichts. Sie bat das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso», den Fall zu klären.

«Restposten» aus Markensammlungen

«Espresso» besucht den Anbieter dieser günstigen Briefmarken – und der ist seriös. Marken Müller in Zwingen BL ist einer der grössten Schweizer Händler für Briefmarkensammler. Das Familienunternehmen hat eine fast hundertjährige Geschichte.

Junior-Chef Christoph Glanzmann erklärt das Geschäftsmodell mit den Briefmarken, die günstiger sind als ihr Frankaturwert: «Wir haben viele Briefmarkensammler, die das Sammeln aufgeben.» Diese Sammler haben noch viele Marken zuhause, die sie gar nicht alle brauchen können, um noch Briefe zu verschicken. Ihre Firma erhalte auch regelmässig geerbte Briefmarkensammlungen zur Verwertung, sagt Glanzmann: «Wir rezyklieren quasi. Wir führen diese Marken wieder ihrem ursprünglichen Zweck zu, nämlich Briefe zu verschicken.»

Diejenigen Marken, die die Firma mit Prozenten verkauft, haben keinen Sammelwert. Sie sind in grossen Mengen vorhanden. Die Lager der Briefmarkenhändler sind voll damit. Daraus hat sich das sogenannte Frankatur-Geschäft entwickelt. Erfunden hat das nicht die Familie Glanzmann. Es gibt bereits andere Briefmarkenhändler in der Schweiz, die so Marken ohne Sammelwert verwerten.

Fast alle Marken ab 1964 sind immer noch gültig

Bei Marken Müller werden die Briefmarkensammlungen zuerst aufgeteilt, in Marken mit und ohne Sammelwert. Dann werden die «wertlosen» Marken nach ihrem Frankaturwert sortiert und auf ihre Gültigkeit kontrolliert. Grundsätzlich sind alle Schweizer Briefmarken und Sondermarken ab 1964 unbeschränkt gültig. Es gibt jedoch Ausnahmen. Dazu gehören Marken von internationalen Organisationen und Ämtern. «Man kommt nicht darum herum, jede Marke zu kontrollieren», sagt Christoph Glanzmann.

In einem zweiten Schritt werden die Marken auf Selbstklebe-Etiketten oder Couverts geklebt. Immer kombiniert zu einem aktuellen Postwert, also beispielsweise eine 25-Rappen-Marke mit einer 60-Rappen-Marke. «Unsere Kunden hätten keine Freude, wenn sie die Marken noch selber befeuchten müssten», sagt Glanzmann. So müssten sie nur noch eine Etikette ablösen und auf den Brief kleben.

Historische Marken bunt gemischt

Die Kunden erhalten so bunte Kombinationen von historischen Marken aus verschiedenen Jahrzehnten. Sehr zur Freude der Empfängerinnen und Empfänger solcher Briefe. Die Rückmeldungen seien jeweils sehr positiv, erzählt Christoph Glanzmann. Inzwischen arbeite bei ihnen täglich jemand für dieses Frankaturgeschäft. Und die Marken dafür gehen nicht so bald aus: «Wir haben genug Ware an Lager und erhalten immer wieder Sammlungen angeboten, die wir aufkaufen.» Das sei ein nachhaltiges Standbein für Briefmarkenhändler.

Espresso, 11.03.2020, 08.13 Uhr

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