Solche Bewertungen wünscht sich jedes Unternehmen: «Auch wenn heute eine Menge los war, wurde ich schnell und kompetent beraten», «Immer schön, wenn man auf Verkäufer trifft, welche über grosses Fachwissen verfügen».
Diese Bewertungen bekommt zu sehen, wer das Autohaus Schiess googelt. Das Unternehmen aus Hegnau bei Volketswil im Kanton Zürich erreicht in den Google-Rezensionen 4,3 von 5 möglichen Sternen.
«Bewertungen gefaked?»
Auf der Redaktion des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» melden sich in letzter Zeit immer wieder Personen, die sich über diese positiven Bewertungen wundern: «Werden da systematisch Bewertungen gefaked?», fragt sich ein potenzieller Neukunde des Unternehmens.
Tatsächlich sind zahlreiche Bewertungen identisch – gleicher Text, gleiche Schreibfehler. Beispielsweise wurde innerhalb des letzten Monats neunmal folgende Bewertung abgegeben: «Ich und meine Frau waren am Samstag in Hegnau. Herr […] hat uns sehr höflich empfangen und bedient. Wir freuen uns auf unser neues Auto.» Dazu immer wieder auch die Antwort der Firma: «Herzlichen Dank für Ihr positives Feedback, welches uns sehr freut! Weiterhin gute Fahrt.»
Den Bewertungen «zu wenig Beachtung» geschenkt
Die Autohaus Schiess AG nimmt gegenüber «Espresso» schriftlich Stellung. Demnach wollen die Verantwortlichen nicht bemerkt haben, dass viele Google-Bewertungen identisch sind. Man habe den Google-Bewertungen in letzter Zeit «zu wenig Beachtung geschenkt».
Das erstaunt, weil Auto Schiess auch schon auf Hinweise von Google-Nutzern reagiert hat, dass die Bewertungen gefälscht sein könnten. Das Unternehmen schreibt in solchen Fällen etwa: «Jeder Kunde wird von unseren Verkäufern gebeten, unser Unternehmen auf Google zu bewerten. Sei es positiv oder negativ.» Auf die Kritik, dass zahlreiche Bewertungen identisch sind, geht das Unternehmen jedoch nicht ein.
Interne Massnahmen «nicht ausgeschlossen»
Weiter schreibt die Autohaus Schiess AG, man habe die positiven Bewertungen nun überprüft und man müsse zugeben, dass gewisse positive Bewertungen «fraglich» seien. Man werde prüfen, ob diese positiven Rezensionen von der Konkurrenz stammen könnten, «um uns bei den Medien zu schädigen».
Man werde sich Zeit nehmen, die Bewertungen «einzeln zu prüfen» und allenfalls auch die Verkäufer konfrontieren. Interne Massnahmen oder Anzeigen bei der Polizei seien nicht ausgeschlossen.
Möglicherweise unlauter
«Espresso» zeigt die zahlreichen identischen Google-Rezensionen der Autohaus Schiess AG auch dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Dieses hält einen Verstoss gegen das Lauterkeitsgesetz für möglich, «sollte sich herausstellen, dass die Autohaus Schiess AG, beziehungsweise deren Mitarbeitende, Google-Rezensionen über das Unternehmen selber verfasst» haben. Das Seco ist der Ansicht, dass eine solche Geschäftspraktik unlauter wäre. Allerdings müsste dies ein Gericht beurteilen, wozu eine Straf- oder Zivilklage nötig wäre.