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Flussrettungen sind äusserst anspruchsvoll
Aus Espresso vom 05.08.2022. Bild: SRF
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Notfall-Übung Rettungseinsätze im eiskalten Rhein

Training bei Nacht und Schnee: Die Rettungsschwimmer der SLRG sind eine eingeschworene Truppe.

«Wir müssen die Patientin oder den Patienten auf dem Landweg überholen können», erklärt Einsatzleiter Kevin Berger an diesem Trainingsmorgen im St. Galler Rheintal, in der Gemeinde Rüthi. Dies ist nur eine der Herausforderungen einer Rettung im Fluss. Wo eine Bergung stattfinden kann, ist die nächste Herausforderung. Wo lässt die Uferböschung eine Bergung zu? Und: Hat der Patient überhaupt eine Chance im kalten Wasser?

Faustregel: So kalt das Gewässer, so viele Minuten Überlebenschancen

Die Rettung und Bergung in Flüssen birgt mehrere Herausforderungen: Unter anderem kämpfen die Lebensretter gegen die Strömung, beziehungsweise müssen die Fliessgeschwindigkeit eines Gewässers in ihre Interventionen miteinberechnen: «Wasserrettung am Fluss ist dynamisch. Das heisst, wir müssen ein ‹Ereignis› überholen», erklärt Einsatzleiter Kevin Berger der SLRG, Sektion Mittelrheintal.

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Ein weiterer Faktor, den es besonders in Flüssen zu beachten gilt: Die tiefen Temperaturen, die zu Unterkühlung führen. Ein menschlicher Körper habe nur so viele Minuten eine Überlebenschance, wie die Anzahl Grad im Wasser. An diesem Samstagmorgen im Juli betrug die Wassertemperatur im Rhein etwa 14 Grad, heisst also, dass nach einer Viertelstunde die Überlebenschancen gleich null sind für einen Ertrinkenden.

Schon einmal vom Bergungstod gehört?

Wenn der Körper unterkühlt ist, werden automatisch nur noch die lebenswichtigen Organe mit Blut versorgt, zuletzt nur noch das Herz. Rettungsschwimmerin Daniela Lippuner erklärt am Trainingsplatz, was viele Laien nicht wissen:

Wenn wir eine bewusstlose Person aus dem Wasser bergen, müssen wir sie eigentlich wie Glas behandeln.
Autor: Daniela Lippuner Rettungsschwimmerin

«Wenn wir eine bewusstlose Person aus dem Wasser bergen, müssen wir sie eigentlich wie Glas behandeln.» Sie wird dann möglichst auf einer Bahre der Sanität übergeben. Auf keinen Fall sollte man eine unterkühlte Person stark bewegen und zum Beispiel eine Uferböschung hinaufschleifen. Denn sonst könnte es passieren, dass das kalte Blut aus den Gliedmassen zum Herz gelangen: «Dann kann es zu einem Herzstillstand kommen, ein sogenannter Bergungstod.»

Was sollen Laien im Notfall tun? Und was nicht?

Laut SLRG-Einsatzleiter Kevin Berger ist das Wichtigste die Alarmierung, sobald eine Person in Not gesichtet worden ist in einem Fluss: «Uns hilft bei der Alarmierung via Notrufzentrale, eine möglichst präzise Angabe über den Standort. Und es hilft auch, wenn man selbst nicht hinterherspringt», unter Umständen habe man dann zwei Ertrinkende.

Wichtig sei es auch, dem Verunglückten zu signalisieren, dass man ihn gesehen und dass man Hilfe angefordert habe. «Und dann mit ihm mitlaufen, mitrennen, je nach Strömung», ergänzt der Profi. Sollte man einen Rettungsring sichten, einen langen Ast, ein Seil, das man zuwerfen könne, dann sollte man das natürlich versuchen. Nie solle man übrigens einem Hund hinterherspringen. Meist würden die Tiere wieder einen Ausstieg finden.

Espresso, 03.08.22 und 05.08.22, 08:13 Uhr

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